Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zehren
mhd. zern, schwaches Verb. Anfangs wohl ›zerstören, vernichten‹, verwandt mit ahd. zeranstarkes Verb (mhd. untergegangen) und dessen Kausativum ↑ "zerren". Erst sekundär angeschlossen (schon mhd. ) ist der Sinn, daß die Vernichtung oder Beseitigung durch ein Aufessen geschieht; dies fühlen wir aber jetzt als einen notwendigen Bestandteil der Bedeutung, und wo zehren von anderer Art der Zerstörung gebraucht wird, liegt übertragene Bedeutung vor;1 mit dem Moment des Verbrauchens, Zerstörens: Fieber, Kummer zehrt, präpositional mit an: zehrt wie der Krebs am angesteckten Fleisch (Klinger); übertragen Schade, daß die Zeit unaufhörlich an diesem schönen Gemälde zehrt (Förster);
2 mit dem Moment des Verwertens für die eigene Nahrung, präpositional mit von: zehret von meinem Brot (Luther); er zehrt von seinem eigenen Fett; übertragen von Erinnerungen zehren; Ausnahmen: genugsamen Eindruck mit wegnehmen, um eine Zeitlang daran zu zehren(Goethe); an unsicherer Hoffnung hatte er lange gezehrt(Freytag). Transitive Verwendung des einfachen zehren, im Mittelhochdeutschen üblich, ist im Neuhochdeutschen selten, indem dafür ↑ "verzehren" üblich geworden ist; auch die unfesten Zusammensetzungen abzehren, aufzehren, ↑ "auszehren" usw. sind gewöhnlich transitiv. Vereinzelt ›verzehrt werden, hinschwinden‹: ich konnt' ihn zehren sehn (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Erwin und Elmire 791).
Zehrung (mhd. ) ›was man verzehrt‹, ›was man zu seinem Unterhalt braucht‹ (Reisezehrung, Wegzehrung); in manchen Gegenden die letzte, die heilige Zehrung/ WegzehrungSterbesakramente‹; landschaftlich auch ›Schwindsucht‹, vgl. ↑ "Auszehrung".
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