Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zahn
ahd. mhd. zan, woneben zant, zandes; indogermanisch (engl. tooth, lat. dens, altindisch dán), ursprünglich Partizip Präsens zu ↑ "essen" mit lautgesetzlichem Verlust des Wurzelvokals (lat. edodens); in vielen veralteten Redensarten: die Zähne wässern einem nach etwas, die Zähne werden jmdm. langjmd. bekommt Appetit‹; er muß sich den Kuchenzahn o.dgl. (sogar Kaffeezahn) ausschlagen, ausreißen oder ziehen (lassen) ›sich den Appetit nach etwas vergehen lassen‹; in die Zähneins Gesicht‹: jmdm. in die Zähne lügen, etwas in die Zähne beweisen u.dgl.;⊚⊚ jmdm. die Zähne zeigen (wie ein Hund); einen Zahn auf/ gegen jmdn. haben (›erzürnt sein‹; auch franz. avoir une dent contre qqn.): meine Nachbarn haben alle einen Zahn auf mich (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Götz 2,5); jmdn. / jmdm. auf den Zahn fühlengründlich prüfen, ausforschen‹, Anfang des 18. Jahrhunderts, wohl von der Zahnarztpraxis: Wir leeren zwei Bouteillen Wein, während ich ihr… in betreff ihres Metiers auf den Zahn fühle (A272 Frank Wedekind, Tagebücher 5.6.1892); Haare auf den Zähnen haben »Erfahrung haben« (L003 Johann Christoph Adelung 1786), daneben wie heute ›sich nichts bieten, gefallen lassen‹ (besonders von Frauen); (sich) die Zähne an etwas ausbeißenetwas nicht gewachsen sein, mit großer Mühe vollbringen‹ (frühnhd.); die Zähne zusammenbeißenSchmerz tapfer ertragen‹ (frühnhd. als Zeichen von Wut, Verbitterung); mit langen Zähnen essen »begierig« (L003 Johann Christoph Adelung 1786), heute im Gegenteil ›widerwillig‹; bis an die Zähne bewaffnet in Variation schon mittelhochdeutsch; häufige, verbrauchte Metapher Zahn der Zeit (zuerst englisch bei A239 William Shakespeare, Maß für Maß 5,1, deutsch bei Logau; Heine: »eine schlechte Metapher«). In den 1950er Jahren jugendsprachlich ›Mädchen‹ (veraltet): Steiler Zahn und Zickendraht. Das Wörterbuch der Teenager- und Twensprache (31962).
Zahnarzt L105 Georg Henisch 1616 (s. v. Artzt) Zanartzt synonym Zanbrecher;
Zahnbürste »die Zähne damit zu reinigen« (L003 Johann Christoph Adelung 1786);
Zahnfleisch althochdeutsch (L087 Glossen); nach der Ähnlichkeit der Gestalt oder Funktion
Zahnrad (L003 Johann Christoph Adelung 1786);
Zahnschmerz mhd. zantsmerze; heute meist im Plural für älter Zahnweh und Zahnreißen, landschaftlich auch Zahnpein (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–3); zur landschaftlichen Abgrenzung gegen Zahnweh, Zahnpein usw. L048 DWA3;
Zahnstocher im 17. Jahrhundert geläufig, älter Zahnstecher;
zahnen ahd. zennen, ›Zähne bekommen‹; Partizip Perfekt gezahntmit Zähnen versehen‹, meist in ⇓ "S220" technischem Sinn; ↑ "verzahnen".
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