Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zahl
ahd. zala(vgl. altnord. tala, engl. tale); mittelhochdeutsch (wie im Altenglischen, Altnordischen) auch ›Aufzählung, Bericht‹, erhalten in der festen Verbindung ohne Zahl (mhd. ) ›zahlreich, sehr viel‹; ⇓ "S130" im Sinne von ›Summe‹ die zal der ziegel, die sie… gemacht haben (2.Mose 5,8); der fachsprachliche Gebrauch durch lat. numerus beeinflußt, geduppelte Zal… ungerade Zal (L308 Kaspar Stieler), die Zahl zwey (L004 Johann Christoph Adelung); wie dieses auch ›Zahlzeichen‹, römische, arabische Zahlen (L004 Johann Christoph Adelung); weiter ↑ "Ziffer". Dazu ⇑ "Anzahl", "Einzahl", "Mehrzahl", "Unzahl". Zahl ist auch Maß für Zählbares im Alltag, seine zahl stricken (hessisch; L059 DWb), eine zahl garn (ebenda);Zahlwort ⇓ "S208" L284 Justus Georg Schottelius 1641 nach lat. numerale (L360 ZDW 15,45);
zahlen ahd. zalon; zunächst
1 ›eine Summe zählen‹; ⇓ "S106" der Sinn, daß diese Summe als Kaufpreis oder zur Tilgung einer Schuld einem anderen übergeben wird, ist erst sekundär im Frühneuhochdeutschen angeschlossen. Besondere Erörterung verdient das Verhältnis zu bezahlen (mhd. ). Ohne Objekt ist zahlen im Süddeutschen, bezahlen im Norddeutschen das übliche, im Lokal ich möchte zahlen/ bezahlen. Nach den sonstigen Analogien sollte man erwarten, daß bei zahlen als Objekt nur die gezahlte Summe steht, bei bezahlen die Person, an die man zahlt, oder der Gegenstand, für den man zahlt, beides ursprünglich von ↑ "be-" abhängig. Es findet aber auch das Umgekehrte statt, so daß beide gleich behandelt werden, einerseits wer vermöchte wohl jetzt die Arbeitsleute zu zahlen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Hermann und Dorothea 3,106); Delamarche zahlte… den Chauffeur (Kafka; L337 WdG); bringe mir auch ein leichtes Kettchen, ich will es dankbar zahlen (Goethe); wohl denen, die des Wissens Gut nicht mit dem Herzen zahlen (Schiller); andererseits bis du auch den letzten Heller bezahlest (Luther) und so allgemein; sogar mit Dativ der Person: seinen Feinden mit Grimm bezahlen (Luther); das Mädchen, mit deren Hoffnung er gern mir zu bezahlen schiene (Lessing). Akkusativ der Person zuweilen auch bei ↑ "auszahlen". Übertragen bedeuten zahlen bzw. bezahlen ›vergelten‹ oder ›büßen‹: Gutes mit Bösem bezahlen(Luther), so teu'r muß Theben deinen Golddurst zahlen(Schiller), sie bezahle mir's mit ihrem Blute (Schiller);
⊚ das macht sich bezahlt ›bringt ein, was man dafür aufgewendet hat‹. ↑ "abzahlen".
Zahlung (1443; ⇓ "S106" L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache);
zählen ahd. zellen, mhd. zel(le)n, altgermanisch (altnord. telja, engl. tell) Das Mädchen zählt 16 Jahre(›eigene Lebensjahre‹), daher geradezu ›ist 16 Jahre alt‹. Danach dann weiter die Anstalt zählt 120 Schüler, die Stadt zählt 80 000 Einwohner, noch viele heimliche Verehrer zählt der römische Götzendienst auf dieser Insel (A222 Friedrich Schiller, Stuart 2,3).
⊚⊚ jmds. Tage sind gezählt (ebenda 1,2); er kann nicht [heute: bis] drey zählen (L004 Johann Christoph Adelung), während in diesem Fall heute im Norddeutschen die Bildung mit bis üblich ist, heißt es im Süddeutschen zählen auf bzw. bis auf (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–60); etwas zählt ›ist wichtig, bedeutend‹: einzelne Wenige zählen, die Übrigen alle sind blinde Nieten (Schiller), in solcher großen Menge zählt er nicht (Goethe); so auch mitzählen. Häufig seit dem Mittelhochdeutschen Verbindung mit zu, erhalten in Fällen wie der Walfisch wird zu den Säugetieren gezählt; dagegen jetzt nicht mehr möglich ich will euch zählen zum Schwert›für das Schwert bestimmen‹ (Luther); im Anschluß an die genannte Konstruktionsweise gebraucht man jetzt auch Wendungen wie sie zählten zu den flottesten jungen Leuten (Benedix); die Familie zählte unter den wenigen ursprünglich freien Geschlechtern (W.Alexis). Im Mittelhochdeutschen kommt auch Verbindung mit einem prädikativem Adjektiv vor; am längsten erhalten hat sich loszählen, gewöhnlich zusammengeschrieben: wovon ihn auch seine Freunde nicht loszählen konnten (Lessing); von jeder Pflicht erklär' ich mich auf ewig losgezählt (Schiller). Seit dem späteren 18. Jahrhundert auf jmdn. zählen ›mit jmdm. rechnen, sich auf jmdn. verlassen‹: Ein jeder zählt nur sicher auf sich selbst (A222 Friedrich Schiller, Tell 1,3). Mhd. zeln auch ›aufzählen, der Reihe nach nennen‹, erhalten in den Zusammensetzungen aufzählen, herzählen, vorzählen, weiter zu ›berichten, erzählen‹ (vgl. die mittelhochdeutsche Verwendung von Zahl [s. oben]), neuhochdeutsch erhalten in ⇑ "erzählen", "abzählen", "auszählen";
Zähler mhd. zeler, zeller;
1 ›der zählt‹, seit spätem 19. Jahrhundert speziell bei der Volkszählung;
2 beim ⇓ "S130" Bruchrechnen als Gegensatz zu ↑ "Nenner" nach lat. numerator um 1400 (L276 Alfred Schirmer, Mathematik);
3 in neuerer Zeit ⇓ "S220" technisch ›mit einem Zählwerk arbeitendes Instrument‹ (L320 Trübner), Gaszähler, Geigerzähler, Kilometerzähler,Stromzähler;
4 heute auch im ⇓ "S205" Sport ›Treffer, Punkt‹.
zahlen ahd. zalon; zunächst
1 ›eine Summe zählen‹; ⇓ "S106" der Sinn, daß diese Summe als Kaufpreis oder zur Tilgung einer Schuld einem anderen übergeben wird, ist erst sekundär im Frühneuhochdeutschen angeschlossen. Besondere Erörterung verdient das Verhältnis zu bezahlen (mhd. ). Ohne Objekt ist zahlen im Süddeutschen, bezahlen im Norddeutschen das übliche, im Lokal ich möchte zahlen/ bezahlen. Nach den sonstigen Analogien sollte man erwarten, daß bei zahlen als Objekt nur die gezahlte Summe steht, bei bezahlen die Person, an die man zahlt, oder der Gegenstand, für den man zahlt, beides ursprünglich von ↑ "be-" abhängig. Es findet aber auch das Umgekehrte statt, so daß beide gleich behandelt werden, einerseits wer vermöchte wohl jetzt die Arbeitsleute zu zahlen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Hermann und Dorothea 3,106); Delamarche zahlte… den Chauffeur (Kafka; L337 WdG); bringe mir auch ein leichtes Kettchen, ich will es dankbar zahlen (Goethe); wohl denen, die des Wissens Gut nicht mit dem Herzen zahlen (Schiller); andererseits bis du auch den letzten Heller bezahlest (Luther) und so allgemein; sogar mit Dativ der Person: seinen Feinden mit Grimm bezahlen (Luther); das Mädchen, mit deren Hoffnung er gern mir zu bezahlen schiene (Lessing). Akkusativ der Person zuweilen auch bei ↑ "auszahlen". Übertragen bedeuten zahlen bzw. bezahlen ›vergelten‹ oder ›büßen‹: Gutes mit Bösem bezahlen(Luther), so teu'r muß Theben deinen Golddurst zahlen(Schiller), sie bezahle mir's mit ihrem Blute (Schiller);
⊚ das macht sich bezahlt ›bringt ein, was man dafür aufgewendet hat‹. ↑ "abzahlen".
Zahlung (1443; ⇓ "S106" L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache);
zählen ahd. zellen, mhd. zel(le)n, altgermanisch (altnord. telja, engl. tell) Das Mädchen zählt 16 Jahre(›eigene Lebensjahre‹), daher geradezu ›ist 16 Jahre alt‹. Danach dann weiter die Anstalt zählt 120 Schüler, die Stadt zählt 80 000 Einwohner, noch viele heimliche Verehrer zählt der römische Götzendienst auf dieser Insel (A222 Friedrich Schiller, Stuart 2,3).
⊚⊚ jmds. Tage sind gezählt (ebenda 1,2); er kann nicht [heute: bis] drey zählen (L004 Johann Christoph Adelung), während in diesem Fall heute im Norddeutschen die Bildung mit bis üblich ist, heißt es im Süddeutschen zählen auf bzw. bis auf (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–60); etwas zählt ›ist wichtig, bedeutend‹: einzelne Wenige zählen, die Übrigen alle sind blinde Nieten (Schiller), in solcher großen Menge zählt er nicht (Goethe); so auch mitzählen. Häufig seit dem Mittelhochdeutschen Verbindung mit zu, erhalten in Fällen wie der Walfisch wird zu den Säugetieren gezählt; dagegen jetzt nicht mehr möglich ich will euch zählen zum Schwert›für das Schwert bestimmen‹ (Luther); im Anschluß an die genannte Konstruktionsweise gebraucht man jetzt auch Wendungen wie sie zählten zu den flottesten jungen Leuten (Benedix); die Familie zählte unter den wenigen ursprünglich freien Geschlechtern (W.Alexis). Im Mittelhochdeutschen kommt auch Verbindung mit einem prädikativem Adjektiv vor; am längsten erhalten hat sich loszählen, gewöhnlich zusammengeschrieben: wovon ihn auch seine Freunde nicht loszählen konnten (Lessing); von jeder Pflicht erklär' ich mich auf ewig losgezählt (Schiller). Seit dem späteren 18. Jahrhundert auf jmdn. zählen ›mit jmdm. rechnen, sich auf jmdn. verlassen‹: Ein jeder zählt nur sicher auf sich selbst (A222 Friedrich Schiller, Tell 1,3). Mhd. zeln auch ›aufzählen, der Reihe nach nennen‹, erhalten in den Zusammensetzungen aufzählen, herzählen, vorzählen, weiter zu ›berichten, erzählen‹ (vgl. die mittelhochdeutsche Verwendung von Zahl [s. oben]), neuhochdeutsch erhalten in ⇑ "erzählen", "abzählen", "auszählen";
Zähler mhd. zeler, zeller;
1 ›der zählt‹, seit spätem 19. Jahrhundert speziell bei der Volkszählung;
2 beim ⇓ "S130" Bruchrechnen als Gegensatz zu ↑ "Nenner" nach lat. numerator um 1400 (L276 Alfred Schirmer, Mathematik);
3 in neuerer Zeit ⇓ "S220" technisch ›mit einem Zählwerk arbeitendes Instrument‹ (L320 Trübner), Gaszähler, Geigerzähler, Kilometerzähler,Stromzähler;
4 heute auch im ⇓ "S205" Sport ›Treffer, Punkt‹.