Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wüst
ahd. wuosti, mhd. wüeste (westgermanisch; verwandt lat. vastus);1öde, ohne Vegetation‹, und die Erde war wüst und leer (1.Mose 1,2); auch ›verwildert, zerstört‹: wüstgefallener jüdischer friedhof in Mähren(Gedichttitel) in: W.Kirsten, Die Erde bei Meißen, 1987;
2 neuhochdeutsch zu ↑ "Wust"(1) ›garstig, widerwärtig‹: das wüste Schwein (Goethe); oberdeutsch allgemein Gegensatz "schön": eine wüste Person, wüstes Wetter; die wüste Narbe (Schiller);
3 zu "Wust"(2) ›wild, heillos, ausschweifendein wüstes Durcheinander, Zechgelage, Leben usw. Zu wüst(1)
Wüste ahd. wuosti, mhd. wüeste, wuoste, gebildet wie "Ebene", vielfach übertragen, Zusammensetzung WüstenschiffKamel‹ (Rückert; L059 DWb); 13. Jahrhundert mitteldt./ niederdt. (wie auch jetzt noch vorwiegend)
Wüstenei daß sie [die Zauberin] die arme Rapunzel in eine Wüstenei brachte / wo sie in großem Jammer und Elend leben mußte(Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Rapunzel);
wüsten ahd. wuosten, mhd. wüesten, üblicher in der Zusammensetzung ↑ "verwüsten", im Mittelalter namentlich auf die Zerstörung im Krieg bezogen; noch zuweilen allgemein ›zerstören, aufreiben‹: das Tier, das unsre Herden verwüstete(Schiller), dazu unverwüstlich; heute auch ›verschwendenmit dem Gelde wüsten (L004 Johann Christoph Adelung); zu wüst(3) im 16. Jahrhundert
Wüstling Don Jayme T., vornehmer Wüstling (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 41,2,129);
Wüstung mhd. wüestungeverödeter Ort, verlassene Siedlung‹. W.Mentrup, Studien zum deutschen Wort ›Wüstung‹, Diss. 1963.
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