Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Wurm
(ahd. ) gemeingermanisch (got. waúrms, altnord. ormr, engl. worm), verwandt mit lat. vermis. Plural Würmer seit dem 17. Jahrhundert (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), früher Würme (noch schwäbisch); zunächst1 in der älteren Sprache alles, was kriecht, namentlich auch Schlangen, daher "Lindwurm"; in der Umgangssprache eine viel ausgedehntere Anwendung als in der Fachsprache als Ursache mancher Krankheiten, mehr noch im Volksglauben, daher
2 im Singular Bezeichnung von Krankheiten (speziellere Bezeichnung durch Zusammensetzungen wie Fingerwurm, Hautwurm, Knochenwurm, Tollwurm). Man suchte die Krankheiten durch Ausschneiden des Wurms zu heilen, insbesondere die Tollwut des Hundes durch Ausschneiden eines Nervs, den man für einen Wurm hielt: treibt sie ins Bad, schneid't ihnen die Würm (Goethe),
jmdm. die Würme(r) aus der Nase ziehen(L169 Matthias Kramer) ›etwas aus jmdm. herauslocken‹; als Ursache einer Störung in der geistigen Organisation
3Marotte, fixe Idee‹ (1. Hälfte des 17. Jahrhunderts; L059 DWb): ein jeder Mann hat seinen Wurm, Copernikus den seinen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Sprichwörtlich179); der den Wurm [›Wahnsinn‹] in der Hirnschale mit sich herumträgt (Freytag); übertragen für unsichtbar und langsam zerstörende Einflüsse, auch solche, die in der Seele wirken;
4ein ohnmächtiges und/ oder verachtetes Geschöpf‹, sich krümmen wie ein Wurm, bei Schiller, Kabale und Liebe sprechender Name, Wurm, Haussecretär des Präsidenten; als Ausdruck für ein hilfloses Kind, früher auch für einen Erwachsenen, der sich in einem elenden Zustand befindet (zumeist Neutrum): das arme Wurm, auch spöttisch oder verächtlich ›Nichtswürdiger‹. "Bücherwurm" auch scherzhafte Bezeichnung (1668; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) für jemanden, der nur Bücher liebt und mit ihnen lebt. Dazu "Gewürm",
wurmen »Würme bekommen«, übertragen ›ärgern‹ (wie ein Wurm im Innern nagen) (L308 Kaspar Stieler 1691); ursprünglich intransitiv: das wurmte beim alten Karl (Schiller), was wurmt in Ihnen, weshalb Sie hier klagen? (Iffland); veraltet mit Dativ: und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin (Schiller); auch mit heute üblichem Akkusativ mich wurmte das (Goethe);
wurmig mhd. wurmecwurmstichig‹.
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