Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Würde
ahd. wirdi, mhd. u. a. wirde, zu "wert" (wie "Güte" zu "gut");1relativer Wert einer Sache‹, so verkaufe man's nach seiner Würde (Luther); auch in der seit mittelhochdeutscher Zeit (L059 DWb) belegten Formel nach Würden (Dativ Plural) ›nach Verdienst‹: sonst hätt' ich sie nach Würden ausgeschmält (Wieland), das Christentum hast du nach Würden behandelt (Goethe); gewöhnlich schon im Althochdeutschen
2Zustand des Hochgeschätztwerdens‹, insbesondere auf Menschen bezogen ›Ansehen bei den Leuten‹: daß ein Narr sitzet in großer Würde (Luther); daher
2.1Rangstufe, Ehrenstelle‹: Doktorwürde, Würde eines geheimen Rates, Würdenträger und die Titulaturen Ew. Würden, "Ehrwürde"(n), Hochwürden usw.; seit Mitte des 18. Jahrhunderts (ebenda), beeinflußt von der Aufklärung,
2.2Achtung gebietender Wert jedes Menschen‹ (ohne Plural): Würde des Menschen, "Menschenwürde" ↑ "Mensch", Würde der Menschheit; hierher auch unter jmds. Würde (1764; ebenda): Für ihn als modernen Menschen sei der Zweikampf… tief unter seiner Würde (H.Mann; L337 WdG).
Würdenträger (1814; L059 DWb), wohl Lehnübersetzung von kirchenlat. dignitarius, franz. dignitaire (dafür L033 Joachim Heinrich Campe Würdner);
Würdenträgerin"S140" (1849; L059 DWb);
würdig ahd. wirdig, mhd. wirdec, kann mit einem Genitiv der Beziehung verbunden werden: daß unser Gott euch würdig mache des Berufs(Luther); selten der Akkusativ wie bei "wert": wie ihre Zeit sie würdig war(Wieland); häufig zu mit Infinitiv. Selten mit Dativ ›angemessen‹. Häufig absolut, auch auf Haltung und Benehmen bezogen: würdig einherschreiten. Zahlreiche Zusammensetzungen, meist genitivisch wie mitleidswürdig, verachtungswürdig, "nichtswürdig" (↑ "nichts"), auch ehrwürdig wird hierherzustellen sein; auch mit Infinitiven in genitivischer Form: liebenswürdig (↑ "lieb"), lobenswürdig, tadelnswürdig; daneben Bildungen mit dem Verbalstamm: "denkwürdig", glaubwürdig, "merkwürdig", veranlaßt durch solche, deren erster Bestandteil ein Substantiv ist, das auch als Verbalstamm gefaßt werden kann, wie fluchwürdig, strafwürdig, "fragwürdig";
würdigen mhd. wirdigen;
1 zu Würde(1) ›abschätzen‹: der Verkauf des auf 100 Taler gewürdigten Hauses (Möser). In dieser Beziehung auf den Kaufpreis jetzt veraltet, noch üblich ›den wahren Wert eines Gegenstandes erkennen oder darlegen‹: dieses Werk ist noch nicht genügend gewürdigt;
2würdig befinden‹, selten absolut: das Haupt, welches diese Ehre seinem Geschlecht erwirbt, sei dadurch ganz allein gewürdiget (Möser); gewöhnlich mit näherer Bestimmung durch den Genitiv, wobei dann in die Bedeutung eingeschlossen wird, daß man jmdm. auch das zuteil werden läßt, dessen man ihn würdig befindet: er würdigte uns seiner Beachtung, keines Blickes; die Bestimmung kann auch durch einen Infinitiv mit zu gebildet werden: o wär' ich gewürdigt, nun für dich, was dir am besten frommte, vorzufühlen (Goethe); ungewöhnlicher aktive Konstruktion, so daß als Subjekt des Infinitiv das des Verbum finitum zu denken ist: ehe man sie würdiget, mit ihnen zu streiten (Lessing);
3 damit berührt sich veralteter intransitiver Gebrauch (franz. daigner): was ich kaum zu nennen würd'ge(Lessing), großer herrlicher Geist, der du mir zu erscheinen würdigtest (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I Zwischenstück Trüber Tag 45). abwürdigen, herabwürdigen (selten herunterwürdigen: so muß er sich aus Not… herunterwürdigen A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 27.5.16), entwürdigen; seit 15. Jahrhundert (L059 DWb)
Würdigung .
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Würde