Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Winkel
ahd. winkil, mhd. winkel, westgermanisch, zu "winken";1 ⇓ "S130" geometrisch ›Richtungsunterschied von zwei von einem Punkt ausgehenden, in einer Ebene liegenden Strahlen‹ (↑ "Schenkel"[2]), althochdeutsch nur als Zusammensetzung (drivuinchili), das Simplex mittelhochdeutsch (Konrad von Megenberg; L059 DWb); dazu rechter Winkel (1565; ebenda), spitzer Winkel (15. Jahrhundert; ebenda), stumpfer Winkel (1393; ebenda), toter Winkel (ursprünglich militärisch 1915; ebenda); von der Form des Winkels ausgehend ›militärisches Zeichen, Rangabzeichen‹: Ich pfeif auf den Winkel am Rockärmel (Bredel; L337 WdG); kurz für Winkelmaß (1811; L059 DWb); übertragen z. B. auf die Einbiegung eines Ufers, ›Bucht‹: winkel des sees (Goethe; ebenda), Augenwinkel (spätmhd.; ebenda), "Mundwinkel" (18. Jahrhundert; ebenda);
2 althochdeutsch ›Ecke‹: und legte mich in ihrer kammer in einen winckel (Grimmelshausen; ebenda); daraus abgeleitet
3 ›schmaler Zwischenraum, enger Raum‹ (mhd. ; ebenda): der hahn, so keck er sonsten ist, / läszt sich in enge winkel schließen (Hofmannswaldau; ebenda) sowie
4 ›abgelegener Ort‹ (ahd. ; ebenda): ruft man deinen namen, so bist du da, und wärst du in dem entferntesten winkel (B. v.Arnim; ebenda), auch abschätzig: wenn sie lieber in dem elendsten winkel… leben wollten,… so ist Wolfenbüttel winkels genug (Lessing; ebenda); ›versteckter Ort‹ (ahd. die Zusammensetzung tarnuuinchila), noch heute in "Schlupfwinkel" (16. Jahrhundert; ebenda). Die Vorstellung des Abgelegenen, Versteckten in Zusammensetzungen wie Winkelschenke (L308 Kaspar Stieler 1691), Winkelschule ›unbefugte Privatschule‹ (1499; L059 DWb), Winkeladvokat (18. Jahrhundert; ebenda), Winkelehe (Berthold von Regensburg; ebenda), Winkelzug ›hinterlistige Ausflucht‹ (mittelniederdt. winkeltöge; hochdeutsch seit 1542; ebenda);
5 mundartlich (niederrheinisch, westfälisch, ostfriesisch, holsteinisch) ›Werkstätte‹ (1495; ebenda); ›(Kram-)Laden‹ (1618; ebenda), daher wohl der ⇓ "S067" Familienname Winkler.
ahd. winkil, mhd. winkel, westgermanisch, zu "winken";1 ⇓ "S130" geometrisch ›Richtungsunterschied von zwei von einem Punkt ausgehenden, in einer Ebene liegenden Strahlen‹ (↑ "Schenkel"[2]), althochdeutsch nur als Zusammensetzung (drivuinchili), das Simplex mittelhochdeutsch (Konrad von Megenberg; L059 DWb); dazu rechter Winkel (1565; ebenda), spitzer Winkel (15. Jahrhundert; ebenda), stumpfer Winkel (1393; ebenda), toter Winkel (ursprünglich militärisch 1915; ebenda); von der Form des Winkels ausgehend ›militärisches Zeichen, Rangabzeichen‹: Ich pfeif auf den Winkel am Rockärmel (Bredel; L337 WdG); kurz für Winkelmaß (1811; L059 DWb); übertragen z. B. auf die Einbiegung eines Ufers, ›Bucht‹: winkel des sees (Goethe; ebenda), Augenwinkel (spätmhd.; ebenda), "Mundwinkel" (18. Jahrhundert; ebenda);
2 althochdeutsch ›Ecke‹: und legte mich in ihrer kammer in einen winckel (Grimmelshausen; ebenda); daraus abgeleitet
3 ›schmaler Zwischenraum, enger Raum‹ (mhd. ; ebenda): der hahn, so keck er sonsten ist, / läszt sich in enge winkel schließen (Hofmannswaldau; ebenda) sowie
4 ›abgelegener Ort‹ (ahd. ; ebenda): ruft man deinen namen, so bist du da, und wärst du in dem entferntesten winkel (B. v.Arnim; ebenda), auch abschätzig: wenn sie lieber in dem elendsten winkel… leben wollten,… so ist Wolfenbüttel winkels genug (Lessing; ebenda); ›versteckter Ort‹ (ahd. die Zusammensetzung tarnuuinchila), noch heute in "Schlupfwinkel" (16. Jahrhundert; ebenda). Die Vorstellung des Abgelegenen, Versteckten in Zusammensetzungen wie Winkelschenke (L308 Kaspar Stieler 1691), Winkelschule ›unbefugte Privatschule‹ (1499; L059 DWb), Winkeladvokat (18. Jahrhundert; ebenda), Winkelehe (Berthold von Regensburg; ebenda), Winkelzug ›hinterlistige Ausflucht‹ (mittelniederdt. winkeltöge; hochdeutsch seit 1542; ebenda);
5 mundartlich (niederrheinisch, westfälisch, ostfriesisch, holsteinisch) ›Werkstätte‹ (1495; ebenda); ›(Kram-)Laden‹ (1618; ebenda), daher wohl der ⇓ "S067" Familienname Winkler.