Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
winden
ahd. wintan, mhd. winten, winden, germanisches starkes Verb (got. [bi]windan, engl. wind), Partizip Perfekt gewunden adjektivisch; zunächst1biegen, (sich) drehen, wenden‹; im Neuhochdeutschen erfährt winden eine vielfältige Bedeutungsentwicklung;
2um einen festen Punkt oder eine Achse drehen, umwenden, rollen, wälzen‹ (1605; L059 DWb); oft reflexiv, übertragen ich mag mich drehn und winden, / der undank bleibt mein lohn (J.Ch.Günther; L059 DWb);
3etwas bogen- oder kreisförmig um etwas anderes herumlegen, wickeln, schlingen‹: hilf mir winden garn und faden(Wickram; L059 DWb); ↑ "Windel"; redensartlich er wöll si als weich und zam machen, dasz man si umb ein finger mocht winden(Tschudi; L059 DWb);
4schlangenförmig hin- und herbewegen‹, transitiv und häufiger reflexiv; vielfache Übertragungen: mhd. sich winden als ein al; auf tanzende Menschen bezogen: da wuste ich mich… so artlich zu winden… , dasz ihr gerad die büx vors angesicht kam(Grimmelshausen; L059 DWb); sich winden vor Schmerzen; mit tadelndem Sinn: sich im staube winden (Schiller; L059 DWb), gewundene phrasen (Goethe; L059 DWb);
5spiral- oder schraubenförmig bewegen‹, althochdeutsch vom Stamm der Eiche, von einer Steige, von (nasser) Wäsche (vgl. L059 DWb; in diesem Sinn auch auswinden, ↑ "wringen"), mhd. uz der hant winden; übertragen ›emporsteigen‹: aus den hügeln liebender winden sich blumensträuche (J.Grimm; L059 DWb); ↑ "Gewinde";
6drehend ineinander verschlingen, verflechten, binden‹, von Blumen, Kränzen, Schlingen usw.; die Hände winden;
7mit Hilfe einer Winde bewegen‹. Frühneuhochdeutsch abgeleitet von
WindeHebegerät mit einer Kurbel zum Aufwickeln eines Seils‹, althochdeutsch nur als Zusammensetzung wazzarwindaVorrichtung zum Wasserschöpfen‹, mhd. winde. ⇑ "wenden" ("Wendeltreppe"), "Wand", "wandeln", "wandern"; ursprünglich nicht zu winden ⇑ "überwinden", "verwinden".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: winden