Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Wind
ahd. / mhd. wint, gemeingermanisch (got. winds, engl. wind, lat. ventus), verwandt mit "wehen"; ›Luftbewegung‹, schwächer als ↑ "Sturm" und ↑ "Orkan", der Wind, der Wind, / das himmlische Kind (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Hänsel und Gretel); ist der Wind nicht ein Hund? Er winselt, er kläfft, er heult (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 401); in Wendungen (L019 Wilhelm Borchardt 512):⊚⊚ wie der Wind ›sehr schnell‹ (1610 Spreng; L059 DWb), den Mantel nach dem Wind hängen (Ende des 15./ Anfang des 16. Jahrhunderts; ebenda), mit jedem Wind zu segeln wissen ›sich in alle Verhältnisse zu schicken und sie zu benutzen wissen‹, in der Form mit allen Winden seglen 1541 S.Franck (ebenda), jmdm. den Wind aus den Segeln nehmen ›jmdm. die Grundlage für sein Vorgehen, seine Argumente entziehen‹ (L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander), (eine Warnung) in den Wind schlagen (1538 S.Franck; L059 DWb; zuvor schon mittelniederdt. in den wind slan), in den Wind reden (um 1550 bei L040 Lorenz Diefenbach; L059 DWb); Wind von etwas bekommen/ kriegen ›etwas wittern, merken‹ (1669 Grimmelshausen; L059 DWb), Wind machen ›sich wichtig machen‹ (L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander). ⇓ "S064" Verhüllend ›Blähung‹ (um 1350 Konrad von Megenberg; L059 DWb), auch in den Zusammensetzungen Bauchwind, Darmwind. Ursprünglich nicht zu Wind gehört der erste Bestandteil von Windhund und windschief (s. unten).
Windbeutel (1748 L361 Johann Heinrich Zedler: »vor eben nicht gar zu vielen Jahren erst aufgekommen«), eigentlich ›ein nur mit Wind gefüllter, stark aufgeblasener, aber leerer Beutel‹, daher übertragen »Eine Art Gebackenes.., welches inwendig hohl« (L004 Johann Christoph Adelung) und mit Sahne gefüllt ist; umgangssprachlich ›ein Mensch, der viel Wesen von sich macht, ohne daß etwas dahinter steckt‹ (1735 Philippi: Cicero, ein großer Wind-Beutel), dazu 1739 Liscow Windbeutelei;
Windei eigentlich ›unbefruchtetes, schalenloses Ei‹ (1517 wintey; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ⇓ "S125" Lehnübertragung < lat. ova subventanea, ⇓ "S027" übertragen (zuerst 1675; L059 DWb): Die ganze Sache war ein Windei ›es steckte nichts dahinter‹ (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 235);
Windhose Fem. ›trichterförmiger Windwirbel‹ 1874 (L059 DWb), 1854 »bildlich« (ebenda); bei L004 Johann Christoph Adelung noch »eine besondere Einrichtung an gewissen Feuerspritzen« (synonym Windkessel);
Windhund ⇓ "S241" verdeutlichende Zusammensetzung (1618; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) im Anschluß an ahd. wint›Hund für die Jagd‹, ersetzt einfaches Wind, vielleicht zum Völkernamen Wenden(↑ "Wallach"), also eigentlich ›wendischer/ slawischer Hund‹, ⇓ "S230" wird heute aber mit Wind verbunden, also ›schnell (wie der Wind) laufender Hund‹; auf Personen übertragen synonym mit Windbeutel, ›leichtfertiger, wenig zuverlässiger, oberflächlicher Mensch‹ (literarisch zuerst 1789 Kotzebue; L059 DWb); synonym Windspiel (mhd. spil ›Jagd‹): da erschien noch ein zartes, zierliches Windspiel (C.F.A187 Conrad Ferdinand Meyer, Versuchung des Pescara 13,228);
Windjammer ⇓ "S196" seemannssprachlich ›großes Segelschiff‹, ⇓ "S149" 20. Jahrhundert (L055 Duden Herkunftswörterbuch; noch nicht L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache) < gleichbedeutend engl. windjammer;
Windrose
1 ›Anemonenart‹ (1587, 1579 Windröslein; L059 DWb), »dieweil sich die blume aufthut, wann der wind wehet« (Pancovius; ebenda);
2 (1711 Rädlein; ebenda) »die strahlenförmig angeordneten Himmelsrichtungen des Kompasses« (L164 Friedrich Kluge), benannt nach der entfernten Ähnlichkeit der Zeichnung mit einer Rose;
Windsbraut ›Wirbelwind‹, ahd. wintes prut; wohl ›Braut, Geliebte (des Windes)‹ oder (vgl. L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold) zu mhd. bruwen ›brauen‹, frühe Umdeutung; literarisch seit 1531 (L059 DWb), auch übertragen von der vollen windsbraut der revolution(Th.Mommsen; ebenda);
windschief (Weckherlin; ebenda), zu "winden", (windschiefes Holz ›in den Fasern verdreht, drehwüchsig‹, windschiefe Linien Mathematik), ⇓ "S230" volksetymologisch zu Wind; zunächst von Bäumen, die durch den Wind schief geworden sind, dann auch von anderen Gegenständen: die wände standen windschief (Immermann; ebenda); oft abwertend: windschiefe Hütte (L097 GWb); bereits im 17. Jahrhundert übertragen schwacher und windschiefer papst (Weckherlin; L059 DWb);
windig mhd. windic, windec, übertragen ›gehaltlos, unzuverlässig, unlauter‹: die windigen wort (1537 Eck; ebenda).
Windbeutel (1748 L361 Johann Heinrich Zedler: »vor eben nicht gar zu vielen Jahren erst aufgekommen«), eigentlich ›ein nur mit Wind gefüllter, stark aufgeblasener, aber leerer Beutel‹, daher übertragen »Eine Art Gebackenes.., welches inwendig hohl« (L004 Johann Christoph Adelung) und mit Sahne gefüllt ist; umgangssprachlich ›ein Mensch, der viel Wesen von sich macht, ohne daß etwas dahinter steckt‹ (1735 Philippi: Cicero, ein großer Wind-Beutel), dazu 1739 Liscow Windbeutelei;
Windei eigentlich ›unbefruchtetes, schalenloses Ei‹ (1517 wintey; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ⇓ "S125" Lehnübertragung < lat. ova subventanea, ⇓ "S027" übertragen (zuerst 1675; L059 DWb): Die ganze Sache war ein Windei ›es steckte nichts dahinter‹ (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 235);
Windhose Fem. ›trichterförmiger Windwirbel‹ 1874 (L059 DWb), 1854 »bildlich« (ebenda); bei L004 Johann Christoph Adelung noch »eine besondere Einrichtung an gewissen Feuerspritzen« (synonym Windkessel);
Windhund ⇓ "S241" verdeutlichende Zusammensetzung (1618; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) im Anschluß an ahd. wint›Hund für die Jagd‹, ersetzt einfaches Wind, vielleicht zum Völkernamen Wenden(↑ "Wallach"), also eigentlich ›wendischer/ slawischer Hund‹, ⇓ "S230" wird heute aber mit Wind verbunden, also ›schnell (wie der Wind) laufender Hund‹; auf Personen übertragen synonym mit Windbeutel, ›leichtfertiger, wenig zuverlässiger, oberflächlicher Mensch‹ (literarisch zuerst 1789 Kotzebue; L059 DWb); synonym Windspiel (mhd. spil ›Jagd‹): da erschien noch ein zartes, zierliches Windspiel (C.F.A187 Conrad Ferdinand Meyer, Versuchung des Pescara 13,228);
Windjammer ⇓ "S196" seemannssprachlich ›großes Segelschiff‹, ⇓ "S149" 20. Jahrhundert (L055 Duden Herkunftswörterbuch; noch nicht L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache) < gleichbedeutend engl. windjammer;
Windrose
1 ›Anemonenart‹ (1587, 1579 Windröslein; L059 DWb), »dieweil sich die blume aufthut, wann der wind wehet« (Pancovius; ebenda);
2 (1711 Rädlein; ebenda) »die strahlenförmig angeordneten Himmelsrichtungen des Kompasses« (L164 Friedrich Kluge), benannt nach der entfernten Ähnlichkeit der Zeichnung mit einer Rose;
Windsbraut ›Wirbelwind‹, ahd. wintes prut; wohl ›Braut, Geliebte (des Windes)‹ oder (vgl. L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold) zu mhd. bruwen ›brauen‹, frühe Umdeutung; literarisch seit 1531 (L059 DWb), auch übertragen von der vollen windsbraut der revolution(Th.Mommsen; ebenda);
windschief (Weckherlin; ebenda), zu "winden", (windschiefes Holz ›in den Fasern verdreht, drehwüchsig‹, windschiefe Linien Mathematik), ⇓ "S230" volksetymologisch zu Wind; zunächst von Bäumen, die durch den Wind schief geworden sind, dann auch von anderen Gegenständen: die wände standen windschief (Immermann; ebenda); oft abwertend: windschiefe Hütte (L097 GWb); bereits im 17. Jahrhundert übertragen schwacher und windschiefer papst (Weckherlin; L059 DWb);
windig mhd. windic, windec, übertragen ›gehaltlos, unzuverlässig, unlauter‹: die windigen wort (1537 Eck; ebenda).