Wild
ahd. wild, mhd. wilt zunächst ›in ungezähmtem Zustand lebende Tiere‹; teils kollektiv, teils auf ein einzelnes Tier bezogen, jetzt aber fast immer beschränkt auf solche Tiere, die gejagt und verzehrt werden; daher verschieden von wilde Tiere (Gegensatz ↑ "sanft"). Auch für das eßbare Fleisch der Jagdtiere. Zunächst alemannisch in gleichem Sinn Gewild, seit Haller öfter in gehobener, namentlich literarischer Sprache. Zusammensetzungen Hochwild (↑ "hoch"), Damwild (↑ "Damhirsch"), Rotwild (↑ "rot"), "Schwarzwild". Wildbahn mhd. wiltban, eigentlich ›Weg, den das Wild zu nehmen pflegt‹; allgemeiner ›freie Natur‹, freie Wildbahn, Tiere in freier Wildbahn beobachten,
⊚ auf freier Wildbahn; unter Einfluß von Wildbann auch für einen abgegrenzten Jagdbezirk;
Wildbret mhd. wilt-bræte (zu "Braten"); zunächst für das zum Braten bestimmte Fleisch oder auch für den ganzen Körper des toten Wildes; seit ca. 1530 (L059 DWb) auch für lebendes;
Wildfang (1424; L360 ZDW11,241), eigentlich ›Fang des Wildes‹, dann mit Anlehnung an das Adjektiv ›ein wild eingefangenes, noch nicht gezähmtes Tier‹, besonders von Falken (L360 ZDW11,242); daher seit 1675 (L059 DWb) ›wilder, ausgelassener (junger) Mensch‹;
Wildschütz (1524/ 25; L059 DWb), eigentlich ›Jäger‹, seit dem 19. Jahrhundert ›einer, der die Jagd unberechtigt ausübt, Wilddieb‹, Titel der Oper von Lortzing Der Wildschütz (1842);
wildern zuerst bei L004 Johann Christoph Adelung;
1 Ableitung aus dem Substantiv ›auf Wild ausgehen‹, fast nur in bezug auf Wilddiebe gebraucht (verdrängt im 19. Jahrhundert älteres wilddieben; L059 DWb); dazu Wilderer, Wilderei;
2 transitiv ›wild machen‹, in der Regel nur in "verwildern"; dieses am üblichsten im Partizip verwildert, das sowohl zum Transitivum als zum Intransitivum gehören kann;
3 literarisch ›wild werden oder sein‹: der wildernde Obstbaum, wildernde Fluren (Voß); üblicher "verwildern";
4 landschaftlich »sich müszig oder lärmend herumtreiben« (L059 DWb).