Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Wiege
ahd. wiega, wiga, mhd. wige, wiege, (vgl. "wägen"); ›Bett, in dem man ein Kind in der Längsachse schaukeln kann‹, von der Wiege bis zur Bahre (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1778) ›das ganze Leben hindurch‹; häufig übertragen, seit dem 16. Jahrhundert (L059 DWb) ›frühestes Kindesalter‹, ›Geburtsort, Stätte der Kindheitzu Hanau hat einst ihre [der Brüder Grimm] wiege gestanden (W.Scherer; ebenda); auf Geräte, technische Einrichtungen o.ä., die eine schaukelnde Bewegung ausführen (vereinzelt 14. Jahrhundert; ebenda).
wiegen1"S087" (15. Jahrhundert) schwaches Verb; übertragen von jeder schaukelnden Bewegung: wiegend gleitet der Kahn (Matthisson), den wiegenden Gang (Gutzkow), nun wiegt sich der Raben geselliger Flug (Goethe); häufig auf Abstraktes bezogen: sich in Hoffnungen wiegen u.dgl. Partizip Perfekt gewiegtvon der Wiege an vertraut‹, daher adjektivisch ›erfahren‹ (1657; L059 DWb); ferner ostmitteldt. Gewiegtesmit einem Wiegemesser hergestelltes Hackfleisch‹ ("Hack" ↑ "hacken");
Wiegendruck (1840; L059 DWb) ⇓ "S125" Lehnübertragung < lat. incunabula ›Wiege, Ursprung‹; ⇓ "S054"Drucke bis 1500‹, synonym mit Inkunabel;
Wiegenlied (mitteldt. 15. Jahrhundert; L059 DWb). Seit 1671 (ebenda) reicher bezeugt »ein Lied, ein Kind in der Wiege damit in den Schlaf zu singen« (L004 Johann Christoph Adelung).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Wiege