Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wider
gemeingermanisch (got. wiþra, eine einfachere Bildung in engl. with), ⇓ "S049" ursprünglich identisch mit ↑ "wieder". Ein Unterschied, der sich mit dem jetzt gemachten nicht deckt, besteht im Mittelhochdeutschen insofern, als für die Präposition nur die Form wider (ahd. widar) gebraucht wird, für das Adverb daneben widere, ahd. widiri. Bei der graphischen Scheidung (vereinzelt im 13. Jahrhundert, durchgesetzt im 17. Jahrhundert [L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt], dagegen noch J.L095 Jacob Grimm: Deutsche Grammatik 2,785f. [Neue Ausgabe 1878]; vgl. auch J.Dückert, in: L239 PBB(H) 81,481ff.) sind immer Inkonsequenzen und Schwankungen, besonders hinsichtlich der Ableitungen und Zusammensetzungen geblieben;1 als Präposition synonym mit "gegen", ursprünglich als Richtungsbezeichnung: richte dein Angesicht wider Jerusalemauf Jerusalem hin‹ (Luther), er rieff wider den Altar (A180 Martin Luther, 1.Könige 13,2); dann beschränkt auf alle Fälle, in denen ein Stoß oder Druck stattfindet: ein Knabe hielt ein Kind mit beiden Armen wider seine Brust (Goethe) (auch hierfür jetzt gegen); länger erhalten als Ausdruck für die Absicht des Entgegenwirkens: wider jemanden kämpfen, Mittel wider das Fieber usw. (gehoben), wofür üblicherweise gegen. Noch häufiger ›in Widerspruch mit‹: wider das Gebot, Erwarten, besseres Wissen usw.; gewöhnlich im Parallelismus mit "für": wer nicht für mich ist, ist wider mich; ausschließlich in für und/ oder wider ohne abhängigen Kasus, substantivisch das Für und Wider. Mittelhochdeutsch neben dem Akkusativ mit dem Dativ verbunden, bisweilen noch neuhochdeutsch: Gewand, das wider dem Leibe ruht (Goethe). Adverbial ›(ent-)gegen‹, noch in ↑ "zuwider", »altmodisch« (L320 Trübner) in dawider, hierwider, sonst veraltet: der Wind war ihnen wider (Luther; neuere Ausgaben zuwider); in untrennbaren verbalen Zusammensetzungen ›gegen‹: "widerfahren", "widerstehen", "widerstreben", "widerstreiten", "widersprechen", widersetzen (mit einem eigentlich von widerabhängenden Dativ), widerraten, "widerrufen", "widerlegen" (mit Betonung auf der dritten Silbe); in nominalen Zusammensetzungen: Widerhaken, "Widerpart", "Widersacher", "Widerspruch", "Widerstand", "Widerwille", "widerspenstig", "widerwärtig"; widerrechtlich und "widernatürlich" wohl Ableitungen aus wider Recht und wider Natur, wozu stimmt, daß L004 Johann Christoph Adelung die Betonung widerréchtlich angibt; trennbare verbale Zusammensetzungen sind nicht üblich, und widerhalten (Betonung erste Silbe) steht vereinzelt. Dazu "anwidern", "widrig", "widerlich";
2 adverbial auch ›zurück‹ (ahd. ), eigentlich ›der früher eingeschlagenen Richtung entgegen‹; Widerhall, Widerklang, Widerschein heute von der amtlichen Rechtschreibung zu (1).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: wider