Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Wetter
ahd. wetar, mhd. weter, altgermanisch (altnord. veðr, engl. weather), urverwandt altslaw. vedro ›schönes Wetter‹. Anfangs wohl ›(bewegte) Luft‹; einerseits in indifferentem Sinn ›Beschaffenheit der atmosphärischen Luft‹, andererseits ›starke Bewegung in der atmosphärischen Luft‹, auch übertragen: Und wahrlich, lange muss als schweres Wetter am Berge hängen, wer einst das Licht der Zukunft zünden soll! (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 287);⊚⊚ gutes/ schlechtes Wettergute/ schlechte Stimmung‹, um gut Wetter bittenbitten, daß Nachsicht geübt wird‹: Vielleicht wird der Konsulent umb schön Wetter bitten (Ch.Weise); in Verwünschungen: dich soll das wetter schlagen (Schiller; L059 DWb) und »ausrufen des unwillens und erstaunens« (ebenda): potz wetter (1841), wetter auch! (Schiller; L059 DWb), alle Wetter (A060 Theodor Fontane, Treibel). Frühneuhochdeutsch bis ins 19. Jahrhundert speziell ›Blitz‹, daher als sprechender Name Friedrich Wetter, Graf vom Strahl (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Käthchen); ⇓ "S033" bergmannssprachlich ›Luftbeschaffenheit in der Grube‹: gute, böse, schlagende Wetter ⇑ "Gewitter", "wittern", "Witterung", "Kaiserwetter";
wettern (mhd. weterndem Wetter aussetzen, an der Luft trocknen‹): es wettert bezogen auf gewittern, donnern, blitzen, selten persönlich: der Himmel wettert (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I 4,16). Seit dem 16. Jahrhundert (L055 Duden Herkunftsworterbuch) gewöhnlich ›fluchen, schimpfen‹, eigentlich ›das Wort ›Wetter‹ beim Fluchen gebrauchen‹. verwettern veraltet u. a. ›beschädigen‹, auch durch Unwetter, ›verfluchen‹;
Wetterfahne (15. Jahrhundert; L059 DWb), im Vergleich übertragen zur Bezeichnung von Unberechenbarkeit, Unzuverlässigkeit (16. Jahrhundert; L059 DWb), älter
Wetterhahn (12. Jahrhundert, die Sache seit dem 10. Jahrhundert; L059 DWb), im Vergleich wie Wetterfahne seit 14. Jahrhundert;
Wetterleuchten Neutr. (daneben bis 19. Jahrhundert Wetterleucht Mask. , Wetterleuchte Fem. ), frühneuhochdeutsch ⇓ "S230" volksetymologische Umformung von mhd. weterleich (leichSpiel, unruhige Bewegung‹), seit dem 18. Jahrhundert (L059 DWb) allgemein ›(fernes) Blitzen ohne Donner‹; übertragen sie [die Schriften Kants] als vorbedeutendes wetterleuchten(1843; L059 DWb); seltener das zugrundeliegende Verb, auch übertragen: dunkle Wege wahrlich, auf denen auch nicht Eine Hoffnung mehr wetterleuchtet! (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 262);
WetterstrahlBlitz‹ (1595; L059 DWb), auch übertragen der augen wetterstrahl(J.Ch.Günther; L059 DWb), Der Wetterstrahl, von dem mein stilles Haus getroffen wurde (J.Grimm über seine Entlassung 1838,3);
wetterwendisch"S071" zuerst bei A180 Martin Luther, z. B. Matthäus 13,21 für griech. próskairos u. a. ›veränderlich, unberechenbar‹ (vgl. L059 DWb), eigentlich ›sich wie das Wetter wendend‹.
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