Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Werk
ahd. werc, wer(a)h, mhd. werc, altgermanisch (altnord. verk, engl. work);1Arbeit, Tätigkeit‹, noch
⊚⊚ ans/ zu Werk gehen (16. Jahrhundert; L059 DWb), sich ans Werk machen (19. Jahrhundert; L059 DWb); veraltet viel Werks [›viel Wesen‹] von etwas machen (↑ "viel"); das Tanzen ist mein Werk [›meine Sache‹] gar nicht (Lessing), während ihre kräftigen, geröteten kinderhände mechanisch ihr werk verrichteten (Feuchtwanger; L059 DWb); ⇑ "Gewerkschaft", "Handwerk"; als Ableitung personifiziert in Müllwerker (norddeutsch ›Müllmann‹, ↑ "Müll");
2Resultat einer Tätigkeit‹ (ahd. ; L059 DWb), soll das Werk den Meister loben (A222 Friedrich Schiller, Glocke), Meisterwerk (vgl. ↑ "Meister") bei Klopstock als etwas Bleibendes "Tat" gegenübergestellt (Lebenswerk); hierher auch das seit dem 14. Jahrhundert vereinzelt auftretende, seit dem 17. Jahrhundert produktive (L059 DWb) kollektivierende -werk in Backwerk, Naschwerk, Schuhwerk, Fachwerk, Flechtwerk, Gitterwerk, Mauerwerk, "Netzwerk", ↑ "Netz"; auch für natürlich Entstandenes: Buschwerk, Laubwerk (J.Erben, in Festschrift für L.Weisgerber 1959,224ff.); von künstlerischen und geistigen Produkten, vgl. lat. opus(ahd. ; L059 DWb): ein Werk schaffen, bilden, vollenden, Hauptwerk, "Kunstwerk" (Gegensatz "Machwerk"), Goethes Werke; Und auch in bezug auf unserer Dichter Werkewir sollten den schlichten Ausdruck ›Arbeiten‹ vorziehen (A.Schmidt, Dya Na Sore, 1958,10); schließlich ›Buch‹ (Geschichtswerk, Nachschlagewerk);
3.1 vielleicht in Anlehnung an (2) ›Gebäude‹ (Notker; L059 DWb), noch in Bauwerk; zu (1)
3.2Arbeitsstätte‹ (16./ 17. Jahrhundert; L059 DWb): "Bergwerk" (↑ "Berg"), Hammerwerk, Hüttenwerk;
4Einrichtung, Maschine zur Ausübung von Tätigkeiten‹, Räderwerk (mittelniederdt. um 1250; L059 DWb), Uhrwerk usw., auch Mahlwerk, "Mundwerk", "Laufwerk" ↑ "laufen";
5Material zur Verarbeitung‹ (14./ 15. Jahrhundert; L059 DWb), noch in Räucherwerk, älter "Rauchwerk", "Feuerwerk". Als Verb werkeln(schwer) arbeiten‹ (↑ "arbeiten"). Gewerk, ⇑ "Vorwerk", "Werg"; "wirken".
Werkmeister ahd. werahmeistar, gewöhnlich wie Werkführer (seit Anfang des 19. Jahrhunderts) ›Vorarbeiter, Leiter einer Werkstatt oder Arbeitsgruppe in einer Fabrik‹;
Werkstatt spätmhd. wercstat; wohl durch angloamerikanischen Einfluß (Sprachpflege 30,4f.) ⇓ "S147" neuerdings ›Seminar‹, ›Arbeitsgruppe‹ usw., auch Wörterbuchwerkstatt;
Werkstoff 1813 T.Bernd, wohl ⇓ "S123" Lehnschöpfung für "Material" (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.), seit etwa 1935 auch ›Kunststoff‹;
Werkstudentder sich sein Studium durch Arbeit während des Studiums selbst verdient‹: dasz der werkstudent nicht ein ideal, sondern eine wirtschaftliche notstandsmasznahme darstellt (1922; L059 DWb), veraltet;
Werktag spätmhd. (14. Jahrhundert) werk(en)tag; daneben mundartlich norddeutsch/ nordwestdeutsch Werkeltag (L004 Johann Christoph Adelung 1801 »Im gemeinen Leben«), ↑ "Woche", vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–40;
Werktätige (Mask. und Plural), substantivisch seit 1920 (deutsche Übersetzung des Statuts der II. Kommunistischen Internationale) aus dem Adjektiv werktätig (16. Jahrhundert); ›Arbeitende‹: Die Werktätigen. H. sagte: schlechte Übersetzung aus dem Russischen (A303 Victor Klemperer 25.4.1955; Tagebücher II,481). H.Weber (Hg.), Der deutsche Kommunismus 31973,206;
Werkzeug Neutr. , mhd. wercziuc Neutr. / Mask. , ↑ "Zeug"; ⇓ "S113" kollektiv: das Zimmerbeil, das dahin gehört, wo das andere Werkzeug ist (O.Ludwig); ⇓ "S027" übertragen wie "Instrument": der reichthum ein werckzeug der wollust (Harsdörffer; L059 DWb), auf willfährige Menschen bezogen, anfangs in religiösem (frühnhd.), seit etwa 1600 in politischem Sinn, dann auch allgemeiner ein Werkzeug seines Willens (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I 8,295).
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