Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wer
ahd. (h)wer, mhd. wer, indogermanisches Fragepronomen (vgl. lat. quis, griech. tís), dessen Stamm auch den übrigen Fragepronomen und -adverbien zugrunde liegt: "welch", "weder", "wo", war- (in "warum"), wannen, "wann", "wenn", "wie". Es existiert nur die maskuline und die neutrale Form (↑ "was") des Singulars, die sich aber in ihrer Funktion nicht als Maskulinum und Neutrum gegenüberstehen, sondern als Bezeichnung für Person und Sache. Die alte Form des Genitivs ist wes: Wes Brot ich esse, des Lied ich singe (L320 Trübner); noch allgemein "weshalb", weswegen; vgl. auch unten wes Geistes Kind. Dafür jetzt wessen, zu erklären wie dessen (↑ "der"); der Dativ wem bezieht sich nur auf Personen, statt des Dativs der Sache in Abhängigkeit von Präpositionen fungiert ↑ "wo". Im Mittelhochdeutschen kann wermit einem partitiven Genitiv verbunden werden: wer herren (dafür jetzt wer von/ unter den Herren); wer fungiert, wie auch seine Ableitungen, im Mittelhochdeutschen mit vorgesetztem s auch als verallgemeinerndes Relativum: swer, sweder, swelch (↑ "welch"[3]), swa, swar, swannen, swanne, swenne, swie; zugrunde liegt älteres so wer(so) ›so einer wie‹ usw. Im Spätmittelhochdeutschen verschwinden diese Formen und werden durch einfaches wer usw. ersetzt;1 in direkter und indirekter Frage ›welche Person‹: wer fängt an?; formelhaft das hat wer weiß wieviel Geld gekostet (1934; L320 Trübner);
2 als adjektivisches Pronomen ›welcher, was für ein‹ steht wer nur selten, und zwar im Genitiv wes: wes Standes und Geschlechtes er auch sei (Luther), wes Namens (Schlegel), noch in wes Geistes Kind (nach Lukas 9,55);
3 relativisch ›der(jenige), welcher‹, zunächst ohne Beziehung auf ein Substantiv oder Pronomen: wer wagt, gewinnt. Es kann aber wenigstens ein "der" nachfolgen: wer überlegt, der sucht Bewegungsgründe (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 2,9); nachgestellt Den[Hut] kann haben, wer will (Brecht; L320 Trübner). Allgemeine Relativsätze können ohne Nachsatz zum Ausdruck eines unerfüllten Verlangens verwendet werden: wer das könnte! (L012 Otto Behaghel, Syntax 1,361ff.);
4 umgangssprachlich indefinit ›irgendjemand, einer‹: ist da wer? ist da wer ins Wasser gesprungen?, im Sinne von ›jmd. Besonderes‹: sie ist wer in ihrer Firma.
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