Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wenn
ahd. (h)wenne, (h)wanne, mhd. wenne, wanne, anfangs synonym mit ↑ "wann"; erst L091 Johann Christoph Gottsched (1748 Deutsche Sprachkunst 111) unterscheidet »wenn.., die bedingung« von »wann.., von der zeit« (L059 DWb), was sich seit Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts allgemein durchzusetzen beginnt;1 temporal ›sobald‹ seit althochdeutscher Zeit (Isidor; L059 DWb): wenn man älter wird, lernt man die dinge… erst recht schätzen (A.Stifter; ebenda); dafür noch landschaftlich zuweilen wann (wann ich fertig bin, rufe ich an); ›sooft‹ (Notker; ebenda): immer wenn das einbilden anfängt, fängt auch das schlimme an (Fontane; ebenda);
2 konditional ›unter der Voraussetzung, Bedingung, daß‹ 11. Jahrhundert (L059 DWb); veraltet wenn andersvorausgesetzt, daß‹: forderte er ihn auf, einzusteigen und mitzufahren, wenn anders er nach Hause wolle (R.Huch; L337 WdG); dafür landschaftlich, besonders österreichisch wann(ja, wann ich das gewußt hätt!); dazu substantivisch WennBedingung, Vorbehalt, Einschränkung‹ (bei Herder, G.A.Bürger u. a.; vgl. L059 DWb): da gibt es kein Wenn und Aber! sowie die Fügung das wörtlein wenn (1737; ebenda), auch mundartlich: wenn as wörtla »wenn« nit wär / hätt i taused güldn mähr! (Rückert; ebenda);
3 konzessiv ›obwohl, obgleich‹, mittelhochdeutsch absolut gebraucht (wenn ich alles ertrüge E.Zahn; L059 DWb), im Neuhochdeutschen meist verstärkt (durch auch, schon usw.): sein Vater konnte sich noch einmal heil, wenn auch sehr blaß und zitternd, auf einen Stuhl fallen lassen (Schnurre; L337 WdG);
4 in Verbindung mit als oder wie »comparative Conjunction« (L004 Johann Christoph Adelung), zuerst belegt 1565 (L059 DWb): Es ist wie wenn kleine Kinder Weihnachten dieselben süßen Geschenke bekommen (S.Sommer; L097 GWb);
5 in Verbindung mit doch oder nur leitet wenn einen Wunschsatz ein: wenn sie nur käme! (eigentlich hypothetische Vordersätze, deren Nachsatz fehlt; L012 Otto Behaghel 3,342). Über als wenn, auch wenn, wenn auch, und wenn, wenngleich, wennschon1"als", "auch", "und", "gleich", "schon". Im 18. Jahrhundert auch ohne hypothetischen Sinn, um das faktische Nebeneinanderbestehen zweier Tatsachen auszudrücken mit dem Nebensinn des Gegensätzlichen (dafür jetzt "während"): sie führen uns in Gängen voll Nacht zum glänzenden Throne der Wahrheit, wenn Schullehrer in Gängen voll eingebildeten Lichts zum düstern Throne der Lügen leiten (Lessing), durch immer schönere Gedankenformen schreitet der philosophische Geist zu höherer Vortrefflichkeit fort, wenn der Brotgelehrte das unfruchtbare Einerlei seiner Schulbegriffe hütet (Schiller), noch bei Grillparzer wenn ich in Wien nie ins Theater ging, ging ich beinahe täglich in Paris.
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