Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Welle
ahd. wella(Notker), mhd. welle;1Wasserwoge‹, ⇓ "S007" alliterierend (ahd. ) Wind und Wellen, seit neuhochdeutscher Zeit Gegensatz "Woge": spiel der sanften welle, / wogen branden (Klopstock; L059 DWb), In deinen Thälern wachte mein Herz mir auf / Zum Leben, deine Wellen umspielten mich (A131 Friedrich Hölderlin, Der Neckar), im 18. Jahrhundert übertragen zur Bezeichnung von heftigen Gemütsregungen, wellen von furcht und hoffnung(Lichtenberg; L059 DWb); neu im ⇓ "S138" Straßenverkehr grüne Welle (L337 WdG); wohl erst im 19. Jahrhundert übertragen zur Bezeichnung einer Ausbreitung in großem Ausmaß usw., dazu heute Hitzewelle, Kältewelle, Protestwelle;
Wellen schlagen (Treitschke; L059 DWb) ›große Erregung auslösen‹; speziell
1.1 auf das menschliche Haar bezogen (1689; L059 DWb), dazu Dauerwelle;
1.2 fachsprachlich kurz für Lichtwelle, "Schallwelle" (um 1800), elektromagnetische Welle; ⇓ "S131" seit frühem 20. Jahrhundert Wellenlänge (eines Rundfunksenders), "Kurzwelle", Langwelle, "Mittelwelle"; daneben
1.3flache Bodenerhebung‹ (A.W.Schlegel), Bodenwelle;
2 aus mhd. welle »walzenförmig zusammengebundenes oder gerolltes« (L190 Lexer) entwickelt sich
2.1 »ein Bündel Reisholz« (L004 Johann Christoph Adelung); noch L098 2GWb: »landschaftlich« auch ›Stroh‹;
2.2 fachsprachlich ⇓ "S220" »ein um seine Axe beweglicher Cylinder, so fern er ein Rad, oder andere Theile einer Maschine in Bewegung setzt« (L004 Johann Christoph Adelung), z. B. »Axen der Räder« (ebenda), dafür auch "Walze" (L264 Daniel Sanders);
2.3 hieran schließt sich an ⇓ "S205" turnersprachlich ›kreisförmige Bewegung um das Reck‹ (Anfang des 19. Jahrhunderts, F.L.Jahn; L264 Daniel Sanders), ↑ "Rolle".
Wellenlänge (1852; L059 DWb) »geradlinige entfernung zwischen den scheitelpunkten aufeinanderfolgender wellen« (ebenda), ⇓ "S027" übertragen wie wenig sie bei der sache ist, wie wenig gar mit ihm auf ›gleicher Wellenlänge‹- ein Manko in der Partnerschaft (B.A254 Botho Strauß, Paare 20);
Wellensittich 19. Jahrhundert (L059 DWb), nach den Wellenlinien des Gefieders;
wellen1 ahd. wellon, zu Welle(1), seit dem 18. Jahrhundert auch übertragen (L059 DWb): gewelltes Haar, Terrain, auch das Terrain wellt sich. Ungewöhnlich intransitiv: die Gegend besteht aus wellenden Hebungen und Senkungen des Erdreiches (Immermann). Literarisch kühn: Sein Gefieder bläht sich schwellend, / Welle selbst, auf Wogen wellend (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,7304f.).
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