Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
welch
ahd. (h)welih, mhd. welich, welch, Zusammensetzung aus der Ablautform des Fragepronomens hwerwer‹ und lih (↑ "Leiche"), Grundform *hwalika (got. fileiks) demnach ›wie beschaffen‹; ursprünglich Gegenwort zu "solch". Wie alle Fragepronomen und -adverbien auch indefinit und relativ gebraucht, ↑ "wer";1 in direkten und indirekten Fragen ursprünglich wie lat. qualis auch prädikativ gebraucht: welch was froun Ginoveren klagewie beschaffen war die Klage der Frau Ginover‹. In dieser Verwendung ist es durch das Adverb "wie" ersetzt, gerade wie solch durch "so". Auf attributive Verwendung beschränkt, hat es dann eine Abblassung seines Sinnes erfahren. Der ursprünglichen Bedeutung am nächsten steht es in Sätzen, die in der Form der Frage emphatische Ausrufungen zur Bezeichnung des Grades enthalten (häufig ohne Verb): welche [›wie große‹] Achtung flößt er mir ein!, welche Größe!, welche Mienen, welche Blicke! Im Singular kann es seit dem Mittelhochdeutschen (L320 Trübner) mit 1"ein" verbunden werden und steht dann in flexionsloser Form: welch ein Anblick!, zuweilen neben obliquem Kasus: welch einen Zulauf (Goethe). Auch vor einem Adjektiv kann es im Singular flexionslos bleiben: welch neuer Qualenkrampf (Goethe), welch traurig Los (Goethe); auch zuweilen vor obliquem Kasus oder Plural: welch andrer Sünde klagt das Herz dich an (Schiller), welch seltne Stimmen (Goethe). Auch vor das Adjektiv kann noch ein treten: welch ein seltenes Glück. Nach flektiertem welch ist das nachfolgende Adjektiv stark oder schwach: welche fürchterliche Zeichenwelche schönen Auen(Schiller). Statt dieses emphatischen welch auch was für (ein), das in der eigentlichen Frage welch aus seiner ursprünglichen Funktion ganz verdrängt hat. Gewöhnlich ist der Sinn so abgeblaßt, daß es nur das adjektivische Seitenstück zu dem substantivischen "wer" geworden ist. Das dazu gehörige Substantiv kann aus dem Vorhergehenden ergänzt werden: ein Knabe soll mitgehen. Welcher? Endlich kann man auch sagen welcher von (unter) diesen Malern. Immer bleibt der Unterschied zu wer, daß bei welcher schon ein allgemeiner Begriff oder eine Gruppe feststehen muß und nur noch das Individuum zu bestimmen ist. Das Neutrum kann dann substantiviert werden und wird so synonym mit "was": welches sind deine Gründe?;
2 als Indefinitum wird welche in der Umgangssprache zur Vertretung eines vorher genannten Substantivs gebraucht, z. B. er will Äpfel haben, sind noch welche da? Es bildet so gewissermaßen den Plural zu 1"ein" (Gegensatz keine). Ferner ist irgendwelche Plural zu irgendeiner. Der Singular irgendwelcher usw. wird nur auf Zustandsbezeichnungen bezogen in quantitativem Sinn (↑ "einig"[4]): irgendwelcher Wert. ↑ "etwelch";
3 als Relativpronomen ist welcher wohl nach dem Vorbild des lateinischen Relativ- und Fragepronomens qui um 1500 eingeführt worden (L360 ZDW13,157). Andere sehen den Ursprung in mhd. swelher und in allgemeinen Sätzen (welche Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch Luther). Rückbezüglich auf ein Substantiv oder Pronomen schon bei Luther: euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus. Auch auf einen Satz bezüglich kommt es vor: er ließ den Harlekin feierlich vom Theater vertreiben, welches selbst die größte Harlekinade war (Lessing), fand sich keine Gesellschaft, welches öfters geschah (Goethe), würde der Verstand Richter sein, welches einen Widerspruch einschließt (Schiller) (dafür jetzt was). Der Genitiv ist unüblich, und die Formen dessen, deren haben daher keine Konkurrenz. L012 Otto Behaghel, Syntax 1,372;3,722; L239 PBB16,477; L355 ZDA 75,173.
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