Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
weinen
ahd. weinon, mhd. weinen, altgermanisches Verb zur Interjektion gotisch wai(↑ "weh"), also etwa ›weh rufen‹ (↑ "ächzen");1 meist intransitiv , Ein Geschlecht, das mir gleich sei, / zu leiden, zu weinen, / Zu geniessen und zu freuen sich (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Prometheus); übertragen von Gewächsen, namentlich Reben, wenn ihnen nach der Beschneidung Tropfen entquellen; auch von gesalzenem Rettich; die Geigen weintenbrachten klagend klingende Töne hervor‹ (L097 GWb); auch mit Objektakkusativ verschiedener Art verbunden,
2 Akkusativ des Inhalts: Tränen, Zähren weinen, danach literarisch weint zu den Instrumenten ein weiches Lied (Schiller), singt sie [die Luft], ich weine sie nur (Klopstock); auch die Gemütsstimmung, deren Ausdruck das Weinen ist, steht literarisch im Akkusativ: Wenn… mein Auge / Nicht mehr Zärtlichkeit weint (Klopstock, An Ebert), wie Wut ich bei dem Anblick weinte(Chamisso); mit veränderter Art von Subjekt: es sind wonnevolle Schmerzen, was aus der Eltern Auge weint (Goethe);
3 mit Akkusativ oder Genitiv, literarisch: weinet mich nicht! weinet über euch selber (Klopstock), weinte des Sohns Schicksal (Voß) (allgemein beweinen).
weinerlich zuerst 1503 (L059 DWb) für mhd. wein(e)lich, nach {{link}}jämmerlich{{/link}} gebildet, weinerlich heißt, was uns die Thränen nahe bringt, wobey wir nicht übel Lust hätten zu weinen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, 9,214) als Ersatz für das 1750 (L320 Trübner) entlehnte franz. larmoyant, weinerliches Lustspiel (Lehnübersetzung von comédie larmoyante, 1754 Lessing; L059 DWb); allgemein mit weinerlicher Stimme (Lichtenberg) ›die klingt, als ob geweint wird‹, ihr ist weinerlich zumute; häufig verächtlich, zumal auf Männer bezogen: trag er seine weinerliche figur ins spital (1793; L059 DWb). ↑ "wenig".
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