Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Weihe
1 Fem. ,WeihMask. ›Raubvogelart‹, ahd. wio, mhd. wie, wurzelverwandt wohl mit ↑ 2"Weide", also ›Jäger, Fänger‹.
2 Fem. , ahd. wihi, wie weihen (s. unten) im 8. Jahrhundert (L059 DWb) zum Adjektiv ahd. wih, mhd. wich (weich ›heilig‹ im 16. Jahrhundert untergegangen, erhalten in Weihnachten, Weihrauch, Weihwasser, Weihwedel, in Ortsnamen wie Weihenstephan; zurückgedrängt von "heilig"); ⇓ "S110" ›feierliche Handlung, bei der eine Segnung vorgenommen wird‹, v. a. in der katholischen Kirche, von Menschen (Bischofsweihe, Priesterweihe) oder von Sachen ("Kirchweih", Kirchweihe, Glockenweihe); übertragen auf nichtchristliche Verhältnisse (Tempelweihe, Fahnenweihe), schließlich abgeblaßt ›feierliche Stimmung‹: die Weihe des Augenblicks.
weihen (got. weihan) ahd. wihen ›heiligen‹, zunächst im religiösen Sinn gebraucht, seit dem 17. Jahrhundert (L059 DWb) überhaupt ›feierlich seiner Bestimmung übergeben‹ ("einweihen"), mit Dativ ›widmen‹;
Weihbischof ›Stellvertreter des Bischofs‹, spätmhd. wic(h)bischof, der zum Bischof geweiht ist, ohne ein eigenes Bistum erhalten zu haben;
Weihnachten Neutr. Singular oder Plural, zumeist ohne Artikel; mhd. wihe(n)naht(en), eigentlich Dativ Plural (↑ "Ostern") < mhd. (ze den) wihen nahten ›in den heiligen Nächten‹ (s. oben 2Weihe), ⇓ "S110" seit dem 12. Jahrhundert (L059 DWb) für das Fest der Geburt Christi. Die kürzere Form Weihnacht kann als Dativ Singular (ze der) wihen naht (Minnesangs Frühling 28,14) aufgefaßt werden, aber auch als Nominativ (diu) wihe naht, als Genitiv Singular besonders in Zusammensetzungen Weihnachtsabend, Weihnachtsmann usw.; ⇓ "S077" übertragen Neutr. / Mask. auch ›Weihnachtsgeschenk‹: ich schicke Ihnen ein kleines Weihnachten (R.Varnhagen), als einen kleinen Weihnachten vom Freunde (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 28.12.11);
Weihnachtsbaum um 1605 (A.Becker, in: Pfälzisches Museum 38,1921,165), 1642 Straßburg (synonym Christbaum [↑ "Christ"] [1755 Weimar], ↑ "Tannenbaum"; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 45);
Weihnachtsmann um 1820 (L164 Friedrich Kluge); umgangssprachlich ›ungeschickter Mensch‹ wohl erst nach 1920;
Weihrauch ahd. wihrouh, altsächs. wihrok, ⇓ "S123" Lehnschöpfung für christlich lat. thus.
2 Fem. , ahd. wihi, wie weihen (s. unten) im 8. Jahrhundert (L059 DWb) zum Adjektiv ahd. wih, mhd. wich (weich ›heilig‹ im 16. Jahrhundert untergegangen, erhalten in Weihnachten, Weihrauch, Weihwasser, Weihwedel, in Ortsnamen wie Weihenstephan; zurückgedrängt von "heilig"); ⇓ "S110" ›feierliche Handlung, bei der eine Segnung vorgenommen wird‹, v. a. in der katholischen Kirche, von Menschen (Bischofsweihe, Priesterweihe) oder von Sachen ("Kirchweih", Kirchweihe, Glockenweihe); übertragen auf nichtchristliche Verhältnisse (Tempelweihe, Fahnenweihe), schließlich abgeblaßt ›feierliche Stimmung‹: die Weihe des Augenblicks.
weihen (got. weihan) ahd. wihen ›heiligen‹, zunächst im religiösen Sinn gebraucht, seit dem 17. Jahrhundert (L059 DWb) überhaupt ›feierlich seiner Bestimmung übergeben‹ ("einweihen"), mit Dativ ›widmen‹;
Weihbischof ›Stellvertreter des Bischofs‹, spätmhd. wic(h)bischof, der zum Bischof geweiht ist, ohne ein eigenes Bistum erhalten zu haben;
Weihnachten Neutr. Singular oder Plural, zumeist ohne Artikel; mhd. wihe(n)naht(en), eigentlich Dativ Plural (↑ "Ostern") < mhd. (ze den) wihen nahten ›in den heiligen Nächten‹ (s. oben 2Weihe), ⇓ "S110" seit dem 12. Jahrhundert (L059 DWb) für das Fest der Geburt Christi. Die kürzere Form Weihnacht kann als Dativ Singular (ze der) wihen naht (Minnesangs Frühling 28,14) aufgefaßt werden, aber auch als Nominativ (diu) wihe naht, als Genitiv Singular besonders in Zusammensetzungen Weihnachtsabend, Weihnachtsmann usw.; ⇓ "S077" übertragen Neutr. / Mask. auch ›Weihnachtsgeschenk‹: ich schicke Ihnen ein kleines Weihnachten (R.Varnhagen), als einen kleinen Weihnachten vom Freunde (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 28.12.11);
Weihnachtsbaum um 1605 (A.Becker, in: Pfälzisches Museum 38,1921,165), 1642 Straßburg (synonym Christbaum [↑ "Christ"] [1755 Weimar], ↑ "Tannenbaum"; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 45);
Weihnachtsmann um 1820 (L164 Friedrich Kluge); umgangssprachlich ›ungeschickter Mensch‹ wohl erst nach 1920;
Weihrauch ahd. wihrouh, altsächs. wihrok, ⇓ "S123" Lehnschöpfung für christlich lat. thus.