Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Weide
1 ⇓ "S087" ahd. wida, mhd. wide, altgermanisch (engl. withy); ›Baum oder Strauch mit biegsamen Zweigen‹, die Zweige werden häufig zum Flechten (z. B. von Körben), früher auch zum Binden verwendet, oberdeutsch dafür Wiede. Trauerweide, auch Tränenweide, babylonische Weide (L059 DWb), wer pflanzt auf seines grabeshügel / die trauerweide Babylons (K.W.Ramler; ebenda).2 ⇓ "S087" ahd. weida, mhd. weide (vgl. altnord. veiðr ›Jagd, Fischfang‹);
1 ›Speise, Nahrung‹, auch in bezug auf die Nahrung des Menschen, übertragen noch in "Augenweide" (mhd. ougen weide), seltener Seelenweide, Herzensweide (Goethe). Anfangs allgemeiner, daher auch ›Jagd‹ und ›Fischfang‹;
2 (ohne Plural) »nur von dem Grase und den Kräutern, welche das Vieh auf dem Felde selbst findet« (L004 Johann Christoph Adelung); ⇓ "S100" jägersprachlich 17. Jahrhundert (L059 DWb) auch für das im Magen und den Gedärmen des Wildbrets befindliche Gras (↑ "Eingeweide", s. unten Weidmann);
3 seit dem 11. Jahrhundert (L059 DWb) wie heute ›Boden, auf dem das Vieh sein Futter selbst sucht‹; Plural seit Luther häufiger (ebenda), ⇓ "S241" verdeutlichend die Zusammensetzung Weideland. Vgl. ↑ "anderweit".
Weidmann (auch Waidmann), mhd. weideman ›(weidgerechter) Jäger‹, veraltet Weidner;
weiden ahd. weidon ›Futter suchen‹;
1 Subjekt ist das Nahrung aufnehmende Vieh: die Jährlinge weideten mit dem Trakehner Tassilo auf der Koppel, selten transitiv die Herde weidete Laub und Blatt (Rückert);
2 Subjekt ist der das Nahrung suchende Vieh beaufsichtigende Mensch (der Hirte weidet Schiller), wobei das Vieh als Objekt hinzutreten kann (seine Schafe); daraus ist dann reflexive Verwendung entstanden, die in der Bedeutung wieder mit (1) zusammentrifft: daß sie [die Maultiere] im lieblichen Grase sich weideten (Voß). Häufig übertragen, nicht selten in der Bibel, er weidet mich auf einer grünen Aue. Daher dann ›laben, erfreuen‹: Augen, Blicke, Herz, Seele weiden, sich weiden an. Verschieden, wenn auch verwandt, ausweiden ›die Eingeweide herausnehmen‹;
weidlich mhd. weide(n)lich ›frisch, kräftig‹ zu mhd. weiden(en) ›jagen‹; veraltet adjektivisch ein weidlicher Mann (Luther), ein weidlicher junger Witwer (Wieland), ein weidlicher Bursch (Auerbach), in einem rüstigen weidlichen Alter (Arndt). Heute nur noch adverbial ›tüchtig‹, ihr habt mich weidlich schwitzen machen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1326); etwas weidlich ausnutzen.
1 ›Speise, Nahrung‹, auch in bezug auf die Nahrung des Menschen, übertragen noch in "Augenweide" (mhd. ougen weide), seltener Seelenweide, Herzensweide (Goethe). Anfangs allgemeiner, daher auch ›Jagd‹ und ›Fischfang‹;
2 (ohne Plural) »nur von dem Grase und den Kräutern, welche das Vieh auf dem Felde selbst findet« (L004 Johann Christoph Adelung); ⇓ "S100" jägersprachlich 17. Jahrhundert (L059 DWb) auch für das im Magen und den Gedärmen des Wildbrets befindliche Gras (↑ "Eingeweide", s. unten Weidmann);
3 seit dem 11. Jahrhundert (L059 DWb) wie heute ›Boden, auf dem das Vieh sein Futter selbst sucht‹; Plural seit Luther häufiger (ebenda), ⇓ "S241" verdeutlichend die Zusammensetzung Weideland. Vgl. ↑ "anderweit".
Weidmann (auch Waidmann), mhd. weideman ›(weidgerechter) Jäger‹, veraltet Weidner;
weiden ahd. weidon ›Futter suchen‹;
1 Subjekt ist das Nahrung aufnehmende Vieh: die Jährlinge weideten mit dem Trakehner Tassilo auf der Koppel, selten transitiv die Herde weidete Laub und Blatt (Rückert);
2 Subjekt ist der das Nahrung suchende Vieh beaufsichtigende Mensch (der Hirte weidet Schiller), wobei das Vieh als Objekt hinzutreten kann (seine Schafe); daraus ist dann reflexive Verwendung entstanden, die in der Bedeutung wieder mit (1) zusammentrifft: daß sie [die Maultiere] im lieblichen Grase sich weideten (Voß). Häufig übertragen, nicht selten in der Bibel, er weidet mich auf einer grünen Aue. Daher dann ›laben, erfreuen‹: Augen, Blicke, Herz, Seele weiden, sich weiden an. Verschieden, wenn auch verwandt, ausweiden ›die Eingeweide herausnehmen‹;
weidlich mhd. weide(n)lich ›frisch, kräftig‹ zu mhd. weiden(en) ›jagen‹; veraltet adjektivisch ein weidlicher Mann (Luther), ein weidlicher junger Witwer (Wieland), ein weidlicher Bursch (Auerbach), in einem rüstigen weidlichen Alter (Arndt). Heute nur noch adverbial ›tüchtig‹, ihr habt mich weidlich schwitzen machen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1326); etwas weidlich ausnutzen.