Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Weg
ahd. / mhd. wec, weges, gemeingermanisch (got. wigs, engl. way) zu "wägen", "bewegen"; zunächst ›Flächenstreifen, der dazu bestimmt, hergerichtet ist, daß man sich darauf in gewisser Richtung bewegt‹, In Amerika gibt es keine Wege, nur Straßen (A102 Peter Handke, Brief 193); dann ›Strecke, die zurückzulegen ist, um ans Ziel zu kommen‹; schließlich auch ›Vorgang des Sichbewegens nach einer bestimmten Richtung‹, auch mit dem Nebensinn ›Gang, Fahrt, Reise‹. Häufig übertragen wie alle auf Bewegung bezüglichen Wörter: der Weg zum Glück, zum Herzen eines Menschen, auf dem Weg zur Besserung; auch literarisch: ich bin auf dem Wege, meine Erschaffung zu beweinen(Schiller); der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert,⊚⊚ den Weg allen Fleisches gehen biblisch ›sterben‹, er wird seinen Weg machenerreichen, wonach er strebt‹, ›vorwärts kommen in der Welt‹, Mittel und Wege [›eine Lösung‹] (finden), neue Wege einschlagen, ich traue ihm nicht über den Weg; einem aus den Weg gehen (16. Jahrhundert), jmdm. etwas/ sich in den Weg legen/ stellen (L305 Christoph Ernst Steinbach) usw., es hat gute Wege eigentlich ›es steht gut, es ist nichts zu befürchten‹: wenn sonst nur niemand um die Sache weiß, so hat es gute Wege (Lessing), jetzt nur in damit hat es gute Wegedas wird so bald, so leicht nicht eintreten‹, auch in bezug auf etwas, das man nicht fürchtet, sondern wünscht. Mannigfach entwickelt ist adverbiale Verwendung mit mehr oder minderer Annäherung an den Charakter eines reinen Adverbs. Akkusativisch: allewegeunter allen Umständen, in jeder Beziehung‹: ich will dein Gesetz halten alle Wege, immer und ewiglich (Luther), ein starkes und allewege tüchtiges Geschlecht (Spielhagen); verkürzt allweg, besonders schweizerisch: halbweg, "halbwegs" aus halbewege (daneben der Singular halbenweg, oberdt. zu halmi[g] geworden), als Adjektiv "halbwegs" ↑ "halb"; der Genitiv von Weg neben Verben der Bewegung früher allgemein üblich: alle Wanderer, die des Weges fahren (Schiller), des Weges zog ein Metzger (Chamisso), übertragen ich möchte dieses Weges sobald nicht wieder kommen, man erlaube mir also einen kleinen Ausschweif (Lessing); jetzt noch geh deiner Wege, jmdm. die Wege weisen; daher die Adverbien geradewegs (geradeswegs), "keineswegs"; ferner allerwege, üblicher allerwegen (vgl. allerorten) ›überall‹: Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlts dir nicht (P.Gerhardt), jetzt nur noch altertümelnd bei Dichtern: es gibt allerwegen Unglücks genug (Schiller), auch allewege: es sahn am Thum zu Mainz die adeligen Herrn den Willigis zum Bischof nicht allerwege gern (Kopisch); mit sekundärem -s: durch zweier Zeugen Mund wird allerwegs die Wahrheit kund (Goethe); veraltet dieserwegen (dieserwegen an ihn zu schreiben Lessing); ferner halben Wegs, üblicher "halbwegs" (↑ "halb"). Verbindungen mit Präpositionen:
⊚⊚ bei Wege sein landschaftlich ›sichtbar, zu sprechen sein‹, gut bei/ zu Wege sein, auch ›wohlauf sein‹; jmdm. im Weg stehen (17. Jahrhundert), sich jmdm. in den Weg stellen, etwas in den Weg legen; aus dem Weg räumen; um den Weg seinsüdwestdeutsch ›bei der Hand sein‹; zu Wege bringenzustande bringen, erlangen‹ (ahd. ); unterwege (unterwegen), jetzt veraltet, dafür mit sekundärem -s ↑ "unterwegs". umgangssprachlich, doch früher nicht selten auch bei Schriftstellern unterwegens; von… wegen mit zwischengeschaltetem Genitiv ›von seiten, im Namen‹: der Diener Gottes dankte von seines Herrn wegen (Wieland), sag ihm von meinetwegen (Goethe), allgemein üblich von Rechts, Amts wegen; mit Nachstellung des Genitivs ›in betreff, wegen‹: gebt Rechenschaft von wegen des vergossnen Bluts (Schiller), ich wollte ich wäre der Müller von wegen der Müllerin (Chamisso); berlinisch von wegen dem Alfred Musset(Fontane; L320 Trübner); umgangssprachlich Von wegen! feste Fügung im Gespräch, die ausdrückt, daß die Dinge gerade nicht so liegen, wie man annehmen könnte, als Ausdruck des Widerspruchs, der Ablehnung, den man durch die Ergänzung geht es in den Graben! »remotivieren« kann. ⇑ "wegen", "Dienstweg" (↑ "dienen");
Wegweiser (L003 Johann Christoph Adelung 1786)
1jmd. , der den Weg weist‹, so noch L264 Daniel Sanders
2Schild (als Wegweiser)‹ (L264 Daniel Sanders: »Armsäule«); vielfach übertragen Die Schaubühne… ist ein Wegweiser durch das bürgerliche Leben(Schiller; ebenda); Wegweiser zum treffenden Wortschatz(Wehrle-Eggers);
wegelagern (Mitte des 16. Jahrhunderts; L059 DWb), Umbildung unter Anlehnung an "lagern", "Lager" von älterem mhd. wegelagenliegen und auflauern am Wege‹; bei L033 Joachim Heinrich Campe als veraltet gekennzeichnet. Dazu
Wegelagerer (L305 Christoph Ernst Steinbach: weeglagerer).
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