Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
weben
ahd. weban, mhd. weben, altgermanisch (engl. weave) mit Verwandtschaft in anderen indogermanischen Sprachen (griech. hyphaínein), ursprünglich stark wie ↑ "geben", das Präteritum und Partizip umgebildet wie bei ↑ "wägen": wob, gewoben statt mhd. wab, waben, geweben (belegbar seit dem 16. Jahrhundert; L320 Trübner); auch diese Formen jetzt seltener, gewoben häufiger als wob, die schwachen webte, gewebt sind an ihre Stelle getreten; das Präsens ist schwach geworden (sie webt, nicht wibt);1ein textiles Gewebe herstellen‹; häufig übertragen: sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben (Schiller); die Spinne netzel webt (Konrad von Megenberg; L059 DWb), vgl. dazu Weberknecht (↑ "Knecht"); ursprünglich mitteldeutsch verallgemeinert
2sich hin und her bewegen‹ (wie bei dem Geschäft des Webens), nicht selten bei A180 Martin Luther, in den neueren Ausgaben meist durch wehenersetzt, geblieben ist in jm leben und weben vnd sind wir(Apostelgeschichte 17,28), daher
leben und weben.Literarisch auch sonst: wo sie [die Luft] durch alle Höhlung webet (G.A.Bürger), der Frühling webt schon in den Birken (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3845). A180 Martin Luther gebraucht es auch transitiv für ›hin- und herschwingen‹: wenn der Herr Zebaoth die Hand über sie weben wird, von dem Schwingen bei einer Art des Opfers (3.Mose 8,27,29); die durch Luther verbreiteten Bedeutungen ›wehen‹ – Zusammensetzung verweben: wie die Spreu, die von der Tenne verwebt wird – und ›wirksam sein‹, besonders in der Verbindung der Geist webt, literarisch verbreitet seit dem 18. Jahrhundert, besonders auf Geister, geheimnisvolle Wesen, Naturkräfte bezogen: Was weben die dort um den Rabenstein? (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,4399); die Präfixbildung umweben (1543; L059 DWbs. v. umweben) im Partizip Perfekt adjektivisch, sagenumwoben. Dazu eine Weiterbildung webern: du machst fröhlich, was da webert (neuere Ausgaben webet) (Luther), es webert auf und nieder (von einem Gespenst) (Droste-Hülshoff). Abgeleitet mhd. weppeNeutr. , erhalten mit Angleichung an weben in Spinnwebe, Spinnewebe, Neutr. und Fem. , sonst ersetzt durch "Gewebe" (vgl. "Spinnengewebe"). Einfaches Webe Fem. nicht allgemein, muß denn die ganze Webe deswegen zerrissen werden (Bode). ⇑ "Wabe", "wibbeln".
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