Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Wasser
ahd. wazzar, mhd. wazzer, westgermanisch (engl. water), daneben im Gotischen und Altnordischen Bildungen mit n (wato – vatn). Zugrunde liegt indogermanischer r/ n-Stamm (L249 Julius Pokorny 78), auf den auch griech. hýdorzurückgeht, ferner russ. woda (Diminutiv "Wodka") und irisch u(i)sce (engl. whisky); zur landschaftlichen Aussprache des Auslauts (allgemein heute vokalisiert) vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–61;1 auf die natürlichen fließenden oder stehenden Gewässer bezogen, im Mittelhochdeutschen für unser "Fluß", noch Luther es ging aus von Eden ein Strom und teilete sich daselbst in vier Hauptwasser… das andere Wasser… das dritte Wasser, vgl. ↑ "Altwasser"; auch allgemeiner wie ↑ "Gewässer", auch Meer und See einschließend (Wasserratte), Plural mit einem dem Neutrum im allgemeinen fremden Umlaut Wässer;
⊚⊚ stille Wasser sind tief (Luther), kein Wässerchen trüben ↑ "trüben", mit allen Wassern gewaschen sein, das Wasser geht ihm an den Hals/ steht ihm bis zum Hals (17. Jahrhundert, älter bis an den Mund) von einem, der in große Bedrängnis kommt, sich über Wasser halten ›mit Mühe nicht zugrunde gehen‹ (1733–39; L059 DWb), ins Wasser fallen ›nicht stattfinden‹ (wohl erst Ende des 19. Jahrhunderts), das ist Wasser auf seine Mühle(18. Jahrhundert, frühnhd. Wasser auf seine Mühle richten/ ziehen);
2 daneben auch für Körperabsonderungen, z. B. ›Urin‹; ›Speichel‹, daher
⊚ jmdm. läuft das Wasser im Munde zusammen(in Varianten seit dem 17. Jahrhundert), seit dem Mittelhochdeutschen häufig für ›Tränen‹, dazu mit Anspielung an (1)
⊚ nah am Wasser gebaut: sie hatte nach Lebrechts ausdruck »verflucht nahe bei's wasser gebaut« (Holtei; L059 DWb) ›ihr kamen leicht die Tränen‹;
3 für verschiedene künstlich bereitete Flüssigkeiten als Getränk, zu Heil- und Verschönerungszwecken seit etwa 1300 (L059 DWb): gebreiche mit wasseren zo hielen (ebenda), ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts dann selten alleinstehend, z. B. gebranntes Wasser (frühnhd. zu Heilzwecken, seit 17. Jahrhundert zunehmend als Genußmittel), "Kirschwasser", Kölnisch Wasser (L033 Joachim Heinrich Campe), Danziger Goldwasser, Alsterwasser (↑ "Radler");
4 auf wasserartige Helligkeit bezogen: Perlen, Brillanten von reinstem Wasser (16. Jahrhundert), danach die Verbindung reinsten Wassers, veraltet ersten/ zweiten usw. Wassers übertragen: wir besitzen dichter vom ersten wasser, vom zweiten, vom dritten (Jean Paul; L059 DWb), besonders im politischen Bereich (L181 Otto Ladendorf).
wässerig ahd. wazziric; ⇓ "S027" übertragen ›gehaltlos‹ (17. Jahrhundert; L059 DWb);
wässern (westgermanisch, mhd. wezzern; L059 DWb), intransitiv mir wässert der Mund, sonst transitiv wie die Zusammensetzungen bewässern, entwässern, "verwässern"; seit etwa 1930
wassern (vom Wasserflugzeug) ›landen‹ (L242 Richard Pekrun 1933);
Wassermann (mhd. ), seit dem Mittelhochdeutschen Bezeichnung eines der zwölf ⇓ "S222" Tierkreiszeichen für lat. aquarius, nicht bei Konrad von Megenberg (dieser hat kruk, ↑ "Waage"), ↑ "Tierkreiszeichen"; vgl. L140 HWDA;
Wasserstoff 1791 ⇓ "S125" Lehnübertragung von franz. hydrogène (1787 von Morveau gebildet);
Wasserträger (ahd); das sie… wassertreger seien der gantzen gemeine (A180 Martin Luther, Josua 9,21); übertragen wie "Knecht" ›Person, die untergeordnete Hilfsdienste leistet‹: so müssen sie nur thürhüter und wasserträger wahrer geisteshelden seyn (Moser 1761; L059 DWb).
⊚⊚ stille Wasser sind tief (Luther), kein Wässerchen trüben ↑ "trüben", mit allen Wassern gewaschen sein, das Wasser geht ihm an den Hals/ steht ihm bis zum Hals (17. Jahrhundert, älter bis an den Mund) von einem, der in große Bedrängnis kommt, sich über Wasser halten ›mit Mühe nicht zugrunde gehen‹ (1733–39; L059 DWb), ins Wasser fallen ›nicht stattfinden‹ (wohl erst Ende des 19. Jahrhunderts), das ist Wasser auf seine Mühle(18. Jahrhundert, frühnhd. Wasser auf seine Mühle richten/ ziehen);
2 daneben auch für Körperabsonderungen, z. B. ›Urin‹; ›Speichel‹, daher
⊚ jmdm. läuft das Wasser im Munde zusammen(in Varianten seit dem 17. Jahrhundert), seit dem Mittelhochdeutschen häufig für ›Tränen‹, dazu mit Anspielung an (1)
⊚ nah am Wasser gebaut: sie hatte nach Lebrechts ausdruck »verflucht nahe bei's wasser gebaut« (Holtei; L059 DWb) ›ihr kamen leicht die Tränen‹;
3 für verschiedene künstlich bereitete Flüssigkeiten als Getränk, zu Heil- und Verschönerungszwecken seit etwa 1300 (L059 DWb): gebreiche mit wasseren zo hielen (ebenda), ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts dann selten alleinstehend, z. B. gebranntes Wasser (frühnhd. zu Heilzwecken, seit 17. Jahrhundert zunehmend als Genußmittel), "Kirschwasser", Kölnisch Wasser (L033 Joachim Heinrich Campe), Danziger Goldwasser, Alsterwasser (↑ "Radler");
4 auf wasserartige Helligkeit bezogen: Perlen, Brillanten von reinstem Wasser (16. Jahrhundert), danach die Verbindung reinsten Wassers, veraltet ersten/ zweiten usw. Wassers übertragen: wir besitzen dichter vom ersten wasser, vom zweiten, vom dritten (Jean Paul; L059 DWb), besonders im politischen Bereich (L181 Otto Ladendorf).
wässerig ahd. wazziric; ⇓ "S027" übertragen ›gehaltlos‹ (17. Jahrhundert; L059 DWb);
wässern (westgermanisch, mhd. wezzern; L059 DWb), intransitiv mir wässert der Mund, sonst transitiv wie die Zusammensetzungen bewässern, entwässern, "verwässern"; seit etwa 1930
wassern (vom Wasserflugzeug) ›landen‹ (L242 Richard Pekrun 1933);
Wassermann (mhd. ), seit dem Mittelhochdeutschen Bezeichnung eines der zwölf ⇓ "S222" Tierkreiszeichen für lat. aquarius, nicht bei Konrad von Megenberg (dieser hat kruk, ↑ "Waage"), ↑ "Tierkreiszeichen"; vgl. L140 HWDA;
Wasserstoff 1791 ⇓ "S125" Lehnübertragung von franz. hydrogène (1787 von Morveau gebildet);
Wasserträger (ahd); das sie… wassertreger seien der gantzen gemeine (A180 Martin Luther, Josua 9,21); übertragen wie "Knecht" ›Person, die untergeordnete Hilfsdienste leistet‹: so müssen sie nur thürhüter und wasserträger wahrer geisteshelden seyn (Moser 1761; L059 DWb).