Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
waschen
(südwestdt. wäschen) ahd. wascan, mhd. waschen, altgermanisches starkes Verb (sie wäscht, Präteritum wusch);1mit Seife o.ä. im Wasser reinigen‹, auf den menschlichen Körper bezogen, wenn du aber fastest, so salbe dein heubt, und wassche dein angesicht (A180 Martin Luther, Matthäus 6,17), reflexiv und wenn du dich gleich mit laugen wüschest (A180 Martin Luther, Jeremia 2,22), übertragen (17. Jahrhundert; L059 DWb) du giebst dich strafbar, um dich rein zu waschen (Schiller; L059 DWb), im religiösen Sinn (von Sünden rein) waschen seit dem 13. Jahrhundert (L059 DWb); mit prädikativem Adjektiv Wuschen heilig und rein im klaren Wasser, o Phöbus, deine Glieder (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,4,325); gegenständlich Wäsche waschen, Geschirr waschen (dazu abwaschen, aufwaschen; ⇑ "ab", "auf", "spülen", "Aufwasch"), das sie die schussel solten waschen(Luther; L059 DWb), auch elliptisch ohne Objekt (L264 Daniel Sanders), Die Mutter hatte gewaschen (1951; L320 Trübner); auch auf den Regen, das Wasser von Flüssen, Bächen usw. bezogen, das gebrause des meeres… , das… die… steine wie kiesel aus der westermoole wusch (Fontane; L059 DWb);
⊚⊚ einen waschenquälen, prügeln‹ (Luther; L059 DWb), berlinisch ›mit Schnee das Gesicht abreiben‹ (L254 Der richtige Berliner 149), einem den Pelz waschen (Luther, L059 DWb), den Kopf waschen (Abraham a Santa Clara; L059 DWb) ›auszanken, Vorhaltungen machen‹, seine Hände in Unschuld waschen(↑ "Unschuld"), schmutzige Wäsche waschen (↑ "schmutzig"); im Perfekt sie hatte eine schnur perlen um den hals, die hatten sich gewaschen, die lieszen sich sehen (Ludwig 1706; L059 DWb), eine Ohrfeige (o.dgl.), die sich gewaschen hateine heftige‹ (L059 DWb), mit allen Wassern gewaschen sein (↑ "Wasser");
2"S220" technisch ›im Wasser spülend gewinnen‹, Gold waschen (15. Jahrhundert; L059 DWb); die Bedeutung
3schwatzen‹ ist eigentlich onomatopoetischen Ursprungs und wurde spätmittelhochdeutsch an waschenreinigen‹ angeschlossen, erhalten in Waschweib, Waschmaul; "Gewäsch"; seemannssprachlich
4spülen‹ wohl erst neuer, Das Schlagwasser wäscht über den Bordrand (Weisenborn; L337 WdG), Eine Woge wusch übers Oberdeck (1956; L097 GWb); wohl seit den 1970er Jahren
5den Ursprung illegal erworbenen Geldes durch bestimmte Transaktionen unkenntlich machen‹: Die meist registrierten Beutebanknoten… sind zügig und spurlos zu »waschen«, etwa durch… Streuen auf Spielbankkassen oder ferne Bankschalter (Der Spiegel 1976; L097 GWb). ↑ "ungewaschen".
Waschbecken 1475 (L164 Friedrich Kluge); ⇓ "S217" zur Verteilung der landschaftlichen Synonyme Waschschüssel, Waschkumme, Waschlavor (L171 Paul Kretschmer 555);
waschecht (L059 DWb), auf Textilfarbe bezogen ›bei der Wäsche nicht auslaufend‹; übertragen ›richtig, echt‹, ein waschechter Pariser (L059 DWb);
Waschfrau (L308 Kaspar Stieler 1691), auch Wäscherin, Waschweib (s. oben waschen[3]); übertragen An des Eridanus Ufern umgeht mir die furchtbare Waschfrau, / welche die Sprache des Teut säubert mit Lauge und Sand (A075 Johann Wolfgang von Goethe/ Schiller Xenion 87, Eridanus; 1,5.1,217; der Eridanus der Alten hier die Oker, an der Braunschweig liegt, wo Campe die Sprache »wäscht«);
Waschküche (17. Jahrhundert; L059 DWb), umgangssprachlich übertragen ›dichter Nebel‹ (L337 WdG);
Waschlappen L308 Kaspar Stieler 1691, um 1850 (L059 DWb) umgangssprachlich übertragen ⇓ "S191"energieloser Mensch‹;
Waschmaschine L004 Johann Christoph Adelung Wasch-Maschine »eine Maschine, die häusliche Wäsche mit wenigern Umständen zu reinigen, als gewöhnlich ist«, 1767 J.C.Schäfer, Die bequeme und der Wirthschaft in aller Rücksicht vortheilhafte Waschmaschine, daneben technisch zur Amalgamierung von Gold- und Silbererzen (1726; L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1795), zum Waschen des Papiers (1777 Beckmann);
Waschzettel Anfang des 18. Jahrhunderts (L059 DWb) ›Wäscheliste‹, seit 1873 ⇓ "S027" übertragen auf Geschriebenes oder Gedrucktes, das mit einem Waschzettel verglichen wird, z. B. für Werbeprospekte, die vom Verlag zu Büchern gegeben werden (L181 Otto Ladendorf 333f.);
Wischiwaschi auch Wisch(e)wasch(e) Neutr. (Mask. ), ⇓ "S238" zuerst bei Lessing (L059 DWb) ›Gewäsch, unverständiges Geschwätz‹ (ohne Plural), alliterierende-ablautende Bildung wohl zu waschen(3) (vgl. engl. wish-wash, niederländ. wisjewasje); als Interjektion ›Unsinn‹: wischi waschi! weiszt du was, dein weib ist eine närrin (Klinger; L059 DWb);
Wäsche ahd. wesca, mhd. wesche;
1Vorgang des Waschens‹, große Wäsche, "Katzenwäsche" ↑ "Katze";
2in der Wäsche befindliches Zeug‹ (mhd. ), die Wäsche (zum Trocknen) aufhängen; dann überhaupt
3Zeug, das regelmäßig gewaschen zu werden pflegt‹ (Ende des 17. Jahrhunderts), saubere Wäsche anziehen, kurz für Unterwäsche (1910; L059 DWb).
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