Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
warten
ahd. warten, mhd. warten, altgermanisches schwaches Verb (engl. ward), verwandt mit "wahr", ("wahrnehmen"); Ableitung von Warte (s. unten), daher1schauen, den Blick, die Aufmerksamkeit auf etwas richten‹,
1.1 entweder auf etwas, was man schon vor sich hat, oder
1.2 auf etwas, was sich noch zeigen könnte. (1) am nächsten steht der Imperativ als warnender, dann drohender Zuruf: Na warte!;
2 aus (1.1) entwickelt ›auf etwas acht haben‹, daher ›Sorge für etwas tragen‹, ⇓ "S076" ursprünglich mit dem Genitiv: hat jemand ein Amt, so warte er des Amtes (Luther), dann mit Akkusativ, besonders Kranke, Kinder warten: Das Kind schreit, ich muß es warten helfen (J.Grimm an Meusebach; Hg. Wendeler 1880,100); dazu Wärter, Wartung. Heute v. a. ⇓ "S220" technisch: Maschinen, Geräte warten;
3 aus (1.2) entwickelt ›harren‹ (vgl. ↑ "erwarten"), auch ohne daß eine Ausschau dabei vorhanden sein muß (dafür mhd. biten; beiten bis ins 17./ 18. Jahrhundert; L059 DWbs. v. beiten), übertragen auch von etwas Leblosem: Überraschungen warten auf dich. Aus (1) erklärt sich die Konstruktion mit auf; daneben früher auch der Genitiv: hier habe ich deiner unter den Palmen gewartet (Lessing), welche Seligkeit wartete dein in ihren Armen (Goethe); vgl. auch ↑ "lauern"(2);
4 verschieden davon, jetzt veraltet ›seine Hoffnung auf etwas setzen‹: aller Augen warten auf dich und du gibst ihnen ihre Speise (Luther); gleichfalls veraltet
5 warten aufzu jmds. Diensten stehen‹: Amtleute, die auf den König warteten(Luther) (vgl. ⇑ "aufwarten", "gewärtig"). M.Durrell, Die semantische Entwicklung der Synonymik für ›warten‹,1972; P.Lafrenz, in: Andersson/ Hyldgaard-Jensen (Hgg. ), Akten des Nordischen Germanistentreffens 1,1993,31–43.
Warteschleife (L098 2GWb), im Flugzeug- und Fernmeldewesen; übertragen Wenn sie… wegen der schlechten Arbeitsmarktsituation für Akademiker noch Warteschleifen einlegen (Die Welt 29.10.1985;L098 2GWb); ⇓ "S231" zur Zeit der politischen Wende nach 1989 auf die Mitarbeiter von zu überprüfenden Einrichtungen des öffentlichen Diensts der DDR bezogen, ⇓ "S207" Unwort des Jahres 1991;
-wartHüter‹, ahd. wart(o), nur noch in Zusammensetzungen üblich, z. B. Burgwart, Forstwart, Holzwart, Platzwart, Schloßwart, Sportwart, Torwart, Turmwart, "Anwartschaft", im Nationalsozialismus besonders Blockwart, Luftschutzwart;
Warte Fem. ›hochgelegener Ort, von wo man Beobachtungen anstellen kann‹, ahd. warta, jetzt besonders noch in "Sternwarte"; auch in Wartburg; seit dem Frühneuhochdeutschen übertragen Der Dichter steht auf einer höhern Warte / Als auf den Zinnen der Partei (Freiligrath), auf den Standpunkt bezogen, den jmd. einnimmt: von meiner Warte aus (betrachtet) (L097 GWb).
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