Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
warnen
ahd. warnon, mhd. warnen (frühnhd. L327 Voc.Teut.-Lat. 1482), verwandt mit wahr- in ↑ "wahren", "wahrnehmen"; ursprünglich und noch westgermanisch wohl im Sinne von ›sich vorsehen; machen, daß jmd. sich vorsieht‹ (L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold);1 althochdeutsch (Otfrîd; L059 DWb) und noch mittelhochdeutsch ›sich vorsehen, hüten, sich mit etwas versehen, wappnen‹, spätmittelhochdeutsch und bis ins Frühneuhochdeutsche hinein auch ›verhüten‹: unsern nutzen und frommen fürdern, schaden und nachteil warnen und wenden (Fronsperger; L059 DWb), oft aber eher ›jmdn. auf etwas hinweisen, ermahnen‹: Warnen / Vermanen… Einen gar freündtlich vnd in allem guten Warnen (L200 Josua Maaler 1561);
2 seit dem Nibelungenlied belegt, aber verbreitet erst in neuhochdeutscher Zeit die heutige Bedeutung ›jmdm. durch Zeichen zu verstehen geben, daß in der Zukunft ein für den Hörer nachteiliges Ereignis stattfinden wird (falls nicht Gegenmaßnahmen getroffen werden)‹, »von einer bevorstehenden Gefahr benachrichtigen, und selbige zu vermeiden, erinnern« (L004 Johann Christoph Adelung): reit derselbe… zu dem bischoff gen Göppingen, und warnet ihn (Götz von Berlichingen; L059 DWb); in einem abhängigen Satz mit (finalem) daß oder einem Infinitiv mit zuwurde ursprünglich das genannt, was durch den Hinweis auf die Gefahr positiv erreicht werden sollte: noch und drum kann man nur vor der Hand sie warnen, daß sie werden ein anderer Mann(Tieck); Er warnte mich gleich, vor seinem Bruder geheim zu sein (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,22,265f.); es konnte aber auch das genannt werden, was vermieden werden sollte, um nicht in Gefahr zu geraten: ich warnte dich, den mörder zu retten, doch du folgtest der neigung deines herzens (Klinger; L059 DWb); daher nicht selten mit Negation: Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1235); aber auch der Anlaß der Warnung kann im Nebensatz genannt sein: Ich komme euch zu warnen, daß euer Kopf in Gefahr ist (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,13,237); 17. bis 19. Jahrhundert auch wider/ gegen etwas warnen: uns gegen die schwächen der philosophirenden theorie Leszings zu warnen (Herder; L059 DWb); auch jmdn. davor warnen, etwas zu tun, daß etwas geschieht (schon Konrad von Würzburg; L059 DWb): einen vor Ungluck warnen (L308 Kaspar Stieler 1691); Einen ernstlich vor Lastern warnen(ebenda); Er läßt sich vor Gefahr nicht warnen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 16,386); gelegentlich metonymisch übertragen mit unbelebtem Subjekt: gleich aller geschichte warnt die historische grammatik vor freventlichem reformieren (J.L095 Jacob Grimm, Deutsche Grammatik II. 1.1822, XVIII). Entsprechend
Warnung Fem. , mhd. warnunge, bis ins 16. Jahrhundert ›Vorsicht, Hut‹, seither ›Hinweis auf bevorstehende Gefahr‹: Warnung annemmen (L037 Petrus Dasypodius 1536); die leisen winke, urtheile und warnungen seines eigenen gewissens (Wieland; L059 DWb); Warnung vor üblen Folgen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 40,244); O! nur diesmal / Gib unsrer Warnung nach (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 2,3); dazu die Redewendungen Laß dir das eine Warnung seyn (L308 Kaspar Stieler 1691); das soll mir mein Tag des Lebens eine Warnung seyn (A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,3) sowie eine Warnung (ungehört) verhallen lassen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,33,283); eine Warnung in den Wind schlagen(Immermann; L059 DWb).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: warnen