Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wann
ahd. (h)wanne, (h)wenne, mhd. wanne, wenne, wie die umgelautete Form ↑ "wenn" aus dem Stamm von ↑ "wer" und daher (wie "dann" und "denn") zunächst nebeneinander gebraucht, dann setzt sich in den Mundarten bald die eine, bald die andere Form durch; in der Literatursprache noch lange ein unsicheres Schwanken. L004 Johann Christoph Adelung will wannnur in ⇓ "S243" dann und wann gelten lassen und fordert für alle anderen Fälle ↑ "wenn" (vgl. dagegen L033 Joachim Heinrich Campe). Indessen ist der Funktionsunterschied zwischen wannund wenn, der sich schon zu seiner Zeit auszubilden begonnen hatte, in der Schriftsprache durchgedrungen.1 Für direkte und indirekte Frage ist wann zur Herrschaft gelangt (daneben im 18. Jahrhundert auch bei norddeutschen Schriftstellern noch häufige Verwendung von wenn: mich zu erkundigen, wenn die Fortsetzung herauskommen wirdKlopstock). Niederdeutsch und mitteldeutsch statt des einfachen wennzuweilen wenn ehr, daher wann ehr und wenn ehr auch bei Schriftstellern: melden Sie mir, wann ehr Sie zu Wolfenbüttel zu sein gedenken (Gleim), wennehr giebst Du mir meinen Rosenkranz wieder (Leisewitz, Julius von Tarent 5,3). Vereinzelt Verwendung als Indefinitum in dann und wann (ahd. ; L059 DWb).
2 In relativer Verwendung (wofür mhd. swanne, swenne) gilt jetzt wenn, zunächst ›zu der Zeit, wo‹; daneben aber stehen solche Sätze, in denen das zeitliche Moment ganz geschwunden und wenn zur reinen Bedingungspartikel geworden ist. In dieser Funktion galt mhd. ↑ 1"ob", das daraus seit frühneuhochdeutscher Zeit (L320 Trübner) allmählich durch wenn verdrängt ist. Die Grenze ist nicht immer ganz scharf, weshalb auch der Versuch einiger Grammatiker, für den zeitlichen Sinn wie bei der Frage wann durchzuführen, nicht geglückt ist, wenn sich auch manche Schriftsteller danach gerichtet haben: tanz' uns den Hochzeitsreigen, wann wir zu Bette steigen(G.A.Bürger), Geister erscheinen. wann der Tag eben anbrechen will (J.Grimm). Im 18. Jahrhundert auch im reinen Bedingungssatz: wann sie nicht ihre Absichten schützen sollen(Lessing), einen Katalog, der, wann er nicht interessant ist, doch im Bade brauchbar sein könnte (Goethe, Briefe). Neben Zeitbestimmungen wenn(wann) statt des jetzt üblichen "wo" (älter "da"), z. B. zu der Zeit, wenn, die Zeit abzuwarten, wenn das Stück gedruckt ist(Goethe, Briefe), gerade in der Stunde, wann der Hof und mithin die Prinzessin anwesend seien (Jean Paul), zur Stunde, wann du zürnend deinem Pferde den Sporn willst geben (Rückert).
ahd. (h)wanne, (h)wenne, mhd. wanne, wenne, wie die umgelautete Form ↑ "wenn" aus dem Stamm von ↑ "wer" und daher (wie "dann" und "denn") zunächst nebeneinander gebraucht, dann setzt sich in den Mundarten bald die eine, bald die andere Form durch; in der Literatursprache noch lange ein unsicheres Schwanken. L004 Johann Christoph Adelung will wannnur in ⇓ "S243" dann und wann gelten lassen und fordert für alle anderen Fälle ↑ "wenn" (vgl. dagegen L033 Joachim Heinrich Campe). Indessen ist der Funktionsunterschied zwischen wannund wenn, der sich schon zu seiner Zeit auszubilden begonnen hatte, in der Schriftsprache durchgedrungen.1 Für direkte und indirekte Frage ist wann zur Herrschaft gelangt (daneben im 18. Jahrhundert auch bei norddeutschen Schriftstellern noch häufige Verwendung von wenn: mich zu erkundigen, wenn die Fortsetzung herauskommen wirdKlopstock). Niederdeutsch und mitteldeutsch statt des einfachen wennzuweilen wenn ehr, daher wann ehr und wenn ehr auch bei Schriftstellern: melden Sie mir, wann ehr Sie zu Wolfenbüttel zu sein gedenken (Gleim), wennehr giebst Du mir meinen Rosenkranz wieder (Leisewitz, Julius von Tarent 5,3). Vereinzelt Verwendung als Indefinitum in dann und wann (ahd. ; L059 DWb).
2 In relativer Verwendung (wofür mhd. swanne, swenne) gilt jetzt wenn, zunächst ›zu der Zeit, wo‹; daneben aber stehen solche Sätze, in denen das zeitliche Moment ganz geschwunden und wenn zur reinen Bedingungspartikel geworden ist. In dieser Funktion galt mhd. ↑ 1"ob", das daraus seit frühneuhochdeutscher Zeit (L320 Trübner) allmählich durch wenn verdrängt ist. Die Grenze ist nicht immer ganz scharf, weshalb auch der Versuch einiger Grammatiker, für den zeitlichen Sinn wie bei der Frage wann durchzuführen, nicht geglückt ist, wenn sich auch manche Schriftsteller danach gerichtet haben: tanz' uns den Hochzeitsreigen, wann wir zu Bette steigen(G.A.Bürger), Geister erscheinen. wann der Tag eben anbrechen will (J.Grimm). Im 18. Jahrhundert auch im reinen Bedingungssatz: wann sie nicht ihre Absichten schützen sollen(Lessing), einen Katalog, der, wann er nicht interessant ist, doch im Bade brauchbar sein könnte (Goethe, Briefe). Neben Zeitbestimmungen wenn(wann) statt des jetzt üblichen "wo" (älter "da"), z. B. zu der Zeit, wenn, die Zeit abzuwarten, wenn das Stück gedruckt ist(Goethe, Briefe), gerade in der Stunde, wann der Hof und mithin die Prinzessin anwesend seien (Jean Paul), zur Stunde, wann du zürnend deinem Pferde den Sporn willst geben (Rückert).