Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wandern
westgermanisch (altengl. wandrian), mhd. wandern, Iterativum zu ahd. wanton (↑ "wandeln"), ferner zu "wenden", von Niederdeutschland aus seit Ende des 13. Jahrhunderts zunächst nach dem östlichen Mittel- und Oberdeutschland gelangt; zunächst wie älteres ↑ 2"wallen"1 ›von einem Ort zum andern ziehen‹, nach Hause, [oder] heimwandern (L308 Kaspar Stieler), seit dem 18. Jahrhundert in Wendungen wie in den Kerker (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Käthchen 2,8), ins Gefängnis wandern; biblisch auf den Lebensweg bezogen (siehe ↑ "wandeln"[3]): ob ich schon wandert im finstren Tal(Psalm 23,4); übertragen meinen wandernden geist (Gerstenberg; L059 DWb); speziell
1.1 ›umherziehen‹, in frembden umbher ziehen, reisen, wandern (L105 Georg Henisch s. v. entfrembden), von Pilgern, Bettlern, Sängern, Schauspielern; auch allgemein
1.2 ›reisen‹, vor allem von Handwerksburschen (frühnhd.), auf dem Handwerke wandern (L308 Kaspar Stieler); ↑ "bewandert"; seit dem 19. Jahrhundert in der heute vorherrschenden Bedeutung
2 ›zu Fuß die Natur durchstreifen‹, vgl. die Lieder Das Wandern ist des Müllers Lust(W.Müller), Wer recht in Freuden wandern will (I.Geibel), Gegensatz "spazierengehen", "fahren", "reiten"; daneben
3 ›(unruhig) hin und her gehen‹, wandren von einem freunde zu dem andren(H.Sachs; L059 DWb), übertragen den wandernden blick(Zachariä; L059 DWb); seit dem Frühneuhochdeutschen auch
4 allgemeiner, auf Tiere und Pflanzen bezogen, nicht weit wandernde thierarten (A. v.Humboldt; L059 DWb), dort dem fernen süden zu, / wandern vögel durch die lüfte (Lenau; L059 DWb), die dünen wandern (L059 DWb), außerdem von Licht, Klängen, Geld; seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ›wohin gelangen‹, die speisen aus den schüsseln auff meinen teller wanderten (Grimmelshausen; L059 DWb), heute das wandert in den Papierkorb. Um 1500
Wanderschaft;
Wandervogel (18. Jahrhundert) ›Zugvogel‹: und die Wandervögel ziehn (A222 Friedrich Schiller, Demetrius II,1,5), seit 1901 Name für die Keimzelle der ⇓ "S105" Jugendbewegung (L106 Helmut Henne, Jugend 16f.).
westgermanisch (altengl. wandrian), mhd. wandern, Iterativum zu ahd. wanton (↑ "wandeln"), ferner zu "wenden", von Niederdeutschland aus seit Ende des 13. Jahrhunderts zunächst nach dem östlichen Mittel- und Oberdeutschland gelangt; zunächst wie älteres ↑ 2"wallen"1 ›von einem Ort zum andern ziehen‹, nach Hause, [oder] heimwandern (L308 Kaspar Stieler), seit dem 18. Jahrhundert in Wendungen wie in den Kerker (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Käthchen 2,8), ins Gefängnis wandern; biblisch auf den Lebensweg bezogen (siehe ↑ "wandeln"[3]): ob ich schon wandert im finstren Tal(Psalm 23,4); übertragen meinen wandernden geist (Gerstenberg; L059 DWb); speziell
1.1 ›umherziehen‹, in frembden umbher ziehen, reisen, wandern (L105 Georg Henisch s. v. entfrembden), von Pilgern, Bettlern, Sängern, Schauspielern; auch allgemein
1.2 ›reisen‹, vor allem von Handwerksburschen (frühnhd.), auf dem Handwerke wandern (L308 Kaspar Stieler); ↑ "bewandert"; seit dem 19. Jahrhundert in der heute vorherrschenden Bedeutung
2 ›zu Fuß die Natur durchstreifen‹, vgl. die Lieder Das Wandern ist des Müllers Lust(W.Müller), Wer recht in Freuden wandern will (I.Geibel), Gegensatz "spazierengehen", "fahren", "reiten"; daneben
3 ›(unruhig) hin und her gehen‹, wandren von einem freunde zu dem andren(H.Sachs; L059 DWb), übertragen den wandernden blick(Zachariä; L059 DWb); seit dem Frühneuhochdeutschen auch
4 allgemeiner, auf Tiere und Pflanzen bezogen, nicht weit wandernde thierarten (A. v.Humboldt; L059 DWb), dort dem fernen süden zu, / wandern vögel durch die lüfte (Lenau; L059 DWb), die dünen wandern (L059 DWb), außerdem von Licht, Klängen, Geld; seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ›wohin gelangen‹, die speisen aus den schüsseln auff meinen teller wanderten (Grimmelshausen; L059 DWb), heute das wandert in den Papierkorb. Um 1500
Wanderschaft;
Wandervogel (18. Jahrhundert) ›Zugvogel‹: und die Wandervögel ziehn (A222 Friedrich Schiller, Demetrius II,1,5), seit 1901 Name für die Keimzelle der ⇓ "S105" Jugendbewegung (L106 Helmut Henne, Jugend 16f.).