Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
walten
ahd. waltan, mhd. walten, gemeingermanisch (got. waldan, engl. wield), ursprünglich stark (Präteritum mhd. wielt) zu lat. valere ›Geltung, Macht, Wirkung haben‹. Das in der älteren Sprache vielfach angewendete Wort ist heute, von einzelnen Wendungen abgesehen, allgemein nicht mehr üblich; gehoben anfangs ›Gewalt, Herrschaft über etwas haben‹, daneben ›diese Gewalt ausüben, eine Sache leiten‹; walten"S076" regierte früher den Genitiv, noch bis in die neuere Zeit hinein: des größeren [Schatzes] waltet sein Vater noch (Lessing), Der Arzt und der Kaplan walten ihres Amtes (Werfel; L337 WdG). In das walte Gott (16. Jahrhundert; L059 DWb) ist dafür der Akkusativ eingetreten. Das Übliche ist jetzt über sowohl mit dem Dativ als mit dem Akkusativ (ahd. ; L059 DWb), beides z. B. bei Goethe: eine Feiertagsruhe waltet über dem ganzen Ort, wenn nicht ein besonderer Glücksstern über mich walte. ⇓ "S243" schalten und walten (vgl. L308 Kaspar Stieler). Transitiv ist ↑ "verwalten". Bei für sich stehendem waltenversuche nicht den falschen Gott der Schlachten; denn blind und ohne Schonung waltet er (Schiller), wo rohe Kräfte sinnlos walten(Schiller) – kann sich eine Reduzierung des Sinnes einstellen, so daß waltenfast nur so viel ist wie ›vorhanden sein‹: es waltet ein Mißverstand in dieser Sache (Wieland), unter den waltenden Umständen(Varnhagen); noch üblich in "obwalten". Dazu ⇑ "Gewalt", "Anwalt", "bewältigen", "überwältigen".
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