Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Wald
ahd. wald, mhd. walt, in der jetzigen Bedeutung westgermanisch (engl. woldveraltet), vielleicht verwandt mit "wild" oder lat. saltus (L249 Julius Pokorny 1139); lautlich entsprechend altnord. vollr›Erdboden, unbebautes Feld‹; Plural (frühnhd.) walde, welde, seit dem 15./ 16. Jahrhundert vereinzelt, häufiger im 17. Jahrhundert (L059 DWb) Wälder; der mittelhochdeutsche Dativ Plural waldenerhalten in Unterwalden, Churwalden und anderen Ortsbezeichnungen;1 Bezeichnung von mit Wald bedeckten Gebirgen (Bayerischer Wald, Thüringer Wald, Schwarzwald);
2mit Bäumen bestandene Fläche‹, »in der älteren und neueren dichtersprache« (L059 DWb) häufig ⇓ "S007" alliterierend, besonders Wald und Wiese, daher abwertend zur Bezeichnung von Alltäglichem: wald- und wiesenmelodie (L059 DWb).
Er sieht den Wald vor (lauter) Bäumen nicht (Wieland; L059 DWb) ›erkennt das Offensichtliche nicht‹; sprichwörtlich wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus (frühnhd.; L059 DWb). Übertragen für eine Menge von Gegenständen, namentlich, wenn sie ähnlich wie Bäume emporragen: ein Wald von Lanzen, von Mastbäumen. Im 17. Jahrhundert (seit A203 Martin Opitz, Poeterey, Kap. 5) ist poetische Wälder nach dem Vorbild des Lateinischen (silvae) Titel für eine Sammlung vermischter Gedichte. Herder hat Kritische Wälder (1769) geschrieben, die Brüder Grimm haben eine Zeitschrift Altdeutsche Wälder betitelt (1813/ 15/ 16). Dazu bewaldet, entwalden (literarisch überwaldet, umwaldet), Waldung.
Waldbruder (14. Jahrhundert), ⇓ "S125" Lehnübertragung für griech.-lat. eremita, bis um 1800 häufig für einen im Wald lebenden Einsiedler: die Hütte des Waldbruders (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 29,118,4);
Waldeinsamkeit 1796 ⇓ "S238" von L.Tieck gebildet (Der blonde Eckbert; Schriften. 4,152); ⇓ "S192" Schlagwort des romantischen Lebensgefühls (L360 ZDW3,260);
Waldmeister (spätmhd.) eigentlich ›Waldaufseher‹; seit dem 15. Jahrhundert übertragen auf die Pflanze Asperula odorata, vielleicht nach ihrer angenommenen Heilkraft und nach mittellat. herba Walteri Magistri (L203 Heinrich Marzell 1,469);
Waldsterben"S149""S192" Ende 1970 ›gehäuftes Absterben von Bäumen u. a. durch Luftverschmutzung‹: seit Anfang der 80er Jahre, als das Waldsterben erstmals ins öffentliche Bewußtsein gerückt wurde, ist es kontinuierlich fortgeschritten(A053 Claus Eurich, Megamaschine 48; Wort des Jahres 1983. L315 Georg Stötzel/ L315 Martin Wengeler 649ff.).
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