Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wachsen
⇢ "Wachs"2"S087" ahd. wahsan, mhd. wahsen, gemeingermanisch (altnord. vaxa, engl. wax) mit Verwandtschaft in anderen indogermanischen Sprachen;
1entstehen durch Wachsen‹, zuerst und v. a. mit Beziehung auf Pflanzen: es sind in diesem Jahre viele Beeren gewachsen, dann von Tieren und Menschen, auch von Teilen es sind ihm wieder Haare gewachsen; veraltet auch z. B. ›herauskommen‹, es wuchsen Maden aus dem verfluchten Leibe (Luther), nach mittelalterlicher Anschauung von Mineralien, insbesondere Erzen, daher auch später noch wo das Eisen wächst in der Berge Schacht (Schiller), der Gott, der Eisen wachsen ließ (Arndt), gewachsenes Silber (in dem Zustand, wie es gefunden ist); in technischer Sprache ›sich kristallisieren‹; daneben
2größer werden‹; daran knüpft sich der übertragene Gebrauch. Dabei kann die Bildlichkeit noch empfunden werden, das Gefühl dafür aber auch schwinden, daher ›zunehmen an Größe, Zahl, Stärke‹, von Naturerscheinungen: wenn der mon wehst (Konrad von Megenberg; L059 DWb), das Wasser wächst, dann auch allgemeiner, von menschlicher Tätigkeit bzw. Arbeit: das Buch ist sehr gewachsen (L305 Christoph Ernst Steinbach), die Kraft, die Schnelligkeit, die Einsicht wächst, ein Volk, eine Stadt, sein Vermögen ist ziemlich gewachsen (L308 Kaspar Stieler), usw.;
⊚⊚ jmdm. ans Herz gewachsen sein, jmdm. über den Kopf wachsenjmdm. überlegen werden‹, auch die Geschäfte wachsen jmdm. über den Kopf. Im Partizip Perfekt jmdm. gewachsen seines mit jmdm. aufnehmen können‹, desgleichen einer Aufgabe gewachsen sein. ⇑ "Wuchs", "Gewächs".
Wachstum vereinzelt 14. Jahrhundert, üblich Mitte des 17. Jahrhunderts (L059 DWb), älter im Niederdeutschen (altsächs. wasdom), ⇓ "S077" bis Mitte des 18. Jahrhunderts eher Maskulinum, Ende des 18. Jahrhunderts Neutrum üblich; eher selten ›Gewachsenes‹ (als concretum): sie wandelte von korb zu korb, das angehäufte wachstum übersehend (G.Keller; L059 DWb); bezogen auf Zunahme und Entwicklung der Pflanzenwelt, von Mineralien, Lebewesen, vielfältig auf weitere Bereiche übertragen: Wachstum der Sprache, Macht, Zahl, besonders im ökonomischen Bereich Wachstum der Wirtschaft (seit den 1970er Jahren auch abwertend; L315 Georg Stötzel/ L315 Martin Wengeler 78ff.); seit dem 18. Jahrhundert auch von der inneren Entwicklung des Menschen die gefühle des inneren wachsthums, ohne welches kein Glück besteht(P.Heyse; L059 DWb);
Wachstumsbranche"S149"Zweig der Wirtschaft, der (hohe) Wachstumsraten verzeichnet‹ (neuere Bildung), ebenso
Wachstumsrate (L337 WdG).
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