Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
wachen
ahd. wah(h)en, mhd. wachen, gemeingermanisch (engl. to wake, watch);1nicht schlafen‹, die gantz nacht wachen oder die nacht durch wachen (L200 Josua Maaler);
2 übertragen ›wachsam, aufmerksam sein, acht auf etwas haben‹, mit Präposition (wachen für eines Wohlseyn, J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) und Akkusativ, zuweilen auch mit Dativ ich will über dir wachen, wie der zauberdrach über unterirdischem golde (Schiller; L059 DWb); übertragen und das gewissen wacht, dein zeuge, dein verräther (Hoffmanswaldau; L059 DWb), denn das Auge des Gesetzes wacht (A222 Friedrich Schiller, Glocke); ⇑ "überwachen", "wacker", "wecken".
Wache ahd. wahha, ⇓ "S153" Nomen actionis zu wachen, ersetzt seit Luther das üblichere ↑ "Wacht";
1das Wachen zu einem bestimmten Zweck‹, z. B. bei einem Kranken ("Nachtwache"), einem Toten (Totenwache), besonders aber zur Sicherung vor Unfug, Beschädigung, gegnerischem Angriff usw., häufig in festen Verbindungen: Wache halten, stehen, haben;
2 als ⇓ "S154" Nomen agentis ›die Gesamtheit der Wache haltenden Personen‹, auch ›ein einzelner, der Wache hält‹; ›das der Wache dienende Gebäude‹ (Hauptwache);
3der Zeitraum, in dem jmd. Wache hält‹ (also ⇓ "S152" Nomen acti), so öfter in der Bibel (auch in der Zusammensetzung "Nachtwache") und in der neueren Seemannssprache; daraus im 17. Jahrhundert abgeleitet
wachsam;
Wachsamkeit (L308 Kaspar Stieler 1691);
wachseit dem 16. Jahrhundert vom ⇓ "S150" Niederdeutschen und Ostmitteldeutschen sich ausbreitende ⇓ "S183" Rückbildung aus Wache, das ↑ "wacker"(1) ersetzt; ursprünglich flexionslos; als Bestimmungswort, wachhalten, wachrufen; übertragen ›aufmerksam, aufgeweckt, (geistig) rege‹: einen wachen Verstand haben, ein sehr heller, sehr wacher kopf (Börne; L059 DWb).
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