Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
vorziehen
(ahd. )1 konkret,
1.1 auf die Handlung bezogen, Gegensatz zurückziehen: einen Vorhang vorziehen, selten mit Dativ: doch dichtern Flor zog ich dem Bilde lieber vor(Goethe);
1.2 zeitlich, Gegensatz zurückstellen: vorgezogene Wahlen; gewöhnlich (mhd. beginnend)
2bevorzugen‹. Um 1400
Vorzug zunächst und heute gewöhnlich
1Vorrang‹, als Tätigkeitsbezeichnung: einer Sache den Vorzug geben; dann als anhaftende Eigenschaft: sie hat viele Vorzügevorteilhafte Eigenschaften‹. Adverb vorzugsweise;
2 anderer Art ein von A180 Martin Luther gebrauchtes Vorzug: im Vorzug [›im vorderen Teil des Zuges‹] waren die Schützen(1.Makkabäer 9,11);
3Eisenbahnzug, der dem planmäßigen Zug vorausgeht‹. Zu Vorzug(1)
vorzüglich (1734 Haller; L059 DWb), als Adjektiv ›ausgezeichnet‹: dieser… sehr vorzüglichen ausgabe(1755; L059 DWb), beliebt im Briefschluß: ich habe die Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung zu sein, Ew. Wohlgeboren ergebenster Heinrich von Kleist(H.v.A160 Heinrich von Kleist 7.6.1808 an Cotta); als Adverb veraltet ›hauptsächlich‹, vorzüglich deshalb, die Frauenzimmer… vorzüglich über die Hüte ihre Anmerkungen gemacht (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,28,17), sowie ›in hohem Gradeein vorzüglich leichtsinniges, lüderliches Weibsstück (Lessing), auch ich gedenke vorzüglich gern (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 7.1.25); heute nur noch lobend, der musikdirektor… bläst die klarinette sehr vorzüglich (Goethe; L059 DWb), als ⇓ "S060" Entzückungsausruf vorzüglich!;
bevorzugenden Vorzug geben‹ (L033 Joachim Heinrich Campe).
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Ansicht: vorziehen