Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
vorwerfen
ahd. forawerfan, Lehnübersetzung von lat. proicere; zunächst1 räumlich,
1.1 auf Körperteile bezogen: gedenckt er so wenig… als ein mensch, wenn er fällt, dasz er die hände vorwirfft (1691; L059 DWb); mit sächlichem Objekt
1.2 Du wirfst dem Walfisch… / Zum Spielen eine Tonne vor (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Hermannsschlacht 2,8), häufig auf Tiernahrung bezogen Den jungen Hunern zufreßen vorwerfen (L308 Kaspar Stieler), so auch antikem Vorbild folgend auf getötete Feinde bezogen Hektorn schleif ich herbei und werf ihn / den hunden zum frasz vor (G.A.Bürger; L059 DWb); übertragen, jmdm. etwas zum Fraß vorwerfen (↑ "Fraß"), Perlen vor die Säue werfen (↑ "Perle"); seit späterem 18. Jahrhundert speziell ⇓ "S136" militärisch
1.3 ›Truppenteile rasch an die Front bringen‹; übertragen
2 auf den sprachlichen Ausdruck bezogen, zunächst und bis ins Frühneuhochdeutsche allgemeiner
2.1 ›jmds. Urteil erbitten‹, auch ›vorschlagen‹; daneben
2.2 ›Unwillen, Mißfallen äußern‹, vorbereitet im Sinne von ›einwenden‹: ja, möchte mir jemand vorwerffen, das waren heilige gottergebene Menschen (Grimmelshausen; L059 DWb), im Gegensatz zu ↑ "schimpfen" und wie "vorhalten" auf einen bezeichneten Sachverhalt bezogen, im Gegensatz zu "tadeln", "rügen" auch situationsunabhängig: Er wird ihm das / so lange er lebt / vorwerfen (L308 Kaspar Stieler), jedoch mit einem stärkeren Begriff des Tadelns: Wer… jemandem etwas… vorhält, darf es ihm noch nicht… vorwerfen (L338 Friedrich Karl Ludwig Weigand 3,1035); in passivischer Konstruktion Wie oft mußte ich mir das verwünschte Puppenspiel vorwerfen lassen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre I,21,8), auch reflexiv im Sinn einer Selbstbezichtigung wie "schelten", "schmähen": meine schwachheit… die ich mir selbst vorwerfe (Cronegk; L059 DWb), in der reflexiven Hilfsverbkonstruktion zur Bezeichnung fehlerfreien Handelns Dem gilt die Treue über alles, nichts / Hat er sich vorzuwerfen(Schiller). ↑ "Vorwurf".
ahd. forawerfan, Lehnübersetzung von lat. proicere; zunächst1 räumlich,
1.1 auf Körperteile bezogen: gedenckt er so wenig… als ein mensch, wenn er fällt, dasz er die hände vorwirfft (1691; L059 DWb); mit sächlichem Objekt
1.2 Du wirfst dem Walfisch… / Zum Spielen eine Tonne vor (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Hermannsschlacht 2,8), häufig auf Tiernahrung bezogen Den jungen Hunern zufreßen vorwerfen (L308 Kaspar Stieler), so auch antikem Vorbild folgend auf getötete Feinde bezogen Hektorn schleif ich herbei und werf ihn / den hunden zum frasz vor (G.A.Bürger; L059 DWb); übertragen, jmdm. etwas zum Fraß vorwerfen (↑ "Fraß"), Perlen vor die Säue werfen (↑ "Perle"); seit späterem 18. Jahrhundert speziell ⇓ "S136" militärisch
1.3 ›Truppenteile rasch an die Front bringen‹; übertragen
2 auf den sprachlichen Ausdruck bezogen, zunächst und bis ins Frühneuhochdeutsche allgemeiner
2.1 ›jmds. Urteil erbitten‹, auch ›vorschlagen‹; daneben
2.2 ›Unwillen, Mißfallen äußern‹, vorbereitet im Sinne von ›einwenden‹: ja, möchte mir jemand vorwerffen, das waren heilige gottergebene Menschen (Grimmelshausen; L059 DWb), im Gegensatz zu ↑ "schimpfen" und wie "vorhalten" auf einen bezeichneten Sachverhalt bezogen, im Gegensatz zu "tadeln", "rügen" auch situationsunabhängig: Er wird ihm das / so lange er lebt / vorwerfen (L308 Kaspar Stieler), jedoch mit einem stärkeren Begriff des Tadelns: Wer… jemandem etwas… vorhält, darf es ihm noch nicht… vorwerfen (L338 Friedrich Karl Ludwig Weigand 3,1035); in passivischer Konstruktion Wie oft mußte ich mir das verwünschte Puppenspiel vorwerfen lassen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre I,21,8), auch reflexiv im Sinn einer Selbstbezichtigung wie "schelten", "schmähen": meine schwachheit… die ich mir selbst vorwerfe (Cronegk; L059 DWb), in der reflexiven Hilfsverbkonstruktion zur Bezeichnung fehlerfreien Handelns Dem gilt die Treue über alles, nichts / Hat er sich vorzuwerfen(Schiller). ↑ "Vorwurf".