Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
vorhalten
(mhd. auch fürhalten) anfangs1 räumlich auf Körperteile und Gegenstände bezogen, in festen Verbindungen übertragen
mit vorgehaltener Hand (18. Jahrhundert) ›heimlich‹: das leise Lachen hinter vorgehaltener Hand (A210 Wilhelm Raabe, Schüdderump; 8,169); übertragen
2 auf geistige Erkenntnis bezogen, seit dem 17. Jahrhundert
2.1zeigen‹: mir dinge vorzuhalten, an denen ich nie gezweifelt habe (Lessing; L059 DWb), so vor allem in festen Verbindungen: die Geschichte der Völker hält uns… warnende Beispiele vor (A121 Johann Gottfried Herder 22,214);
2.2Unwillen, Mißfallen äußern‹, im Gegensatz zu ↑ "schimpfen" wie "vorwerfen" auf einen bezeichneten Sachverhalt bezogen: alle seine handlungen ihm von den bösen geistern vorgehalten… werden(Moscherosch; L059 DWb); seit spätem 18. Jahrhundert
3 intransitiv als temporaler Begriff auf eine Quantität bezogen ›reichen‹: Das Wenige, was ich durch Beute gesammelt hatte, konnte nicht lange vorhalten (Knigge; L320 Trübner).
Vorhaltung 1574 (L320 Trübner), zuvor fürhaltung (1556; L059 DWb), der Bedeutungsentwicklung des Verbs folgend; im Anschluß an vorhalten(2.2) häufig im Plural in der festen Verbindung
jmdm. Vorhaltungen machen: ihm vorhaltungen über seine niedrige gesinnung machen zu können (Fontane; L059 DWb).
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