Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
vorgeben
(spätmhd.)1 jmdm. etwas vorgeben bei Spiel, Sport u.dgl., wenn ihm der Herr fünfzig Schritte vorgab, so konnte er ihn mit seinem besten Renner nicht einholen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Minna 3,2);
2 veraltet mit von vorabhängigem Dativ, ähnlich wie vorlegen: dem Viehe Futter vorgeben (L004 Johann Christoph Adelung); daß sie mein Gesetz verlassen, das ich ihnen vorgegeben habe (Luther), daß ihr ob dem Glauben kämpfet, der einmal den Heiligen vorgegeben ist (Luther), allerlei künstlich zu machen, was man ihm vorgibt (Luther);
3.1vorbringen‹, was gilt's, ob meine Zunge unrecht habe und mein Mund Böses vorgebe (Luther);
3.2 daher dann ›behaupten‹, woran sich erst allmählich die Nebenvorstellung geknüpft hat, daß das Vorgebrachte etwas Falsches ist (seit dem 17. Jahrhundert, z. T. schon Luther). Der Infinitiv als Substantiv, dafür auch
Vorgabe
1 zu vorgeben(3.2): unter der Vorgabe, wahrer Freiheit und gesundem Fortschritt dienen zu wollen (Fontane);
2 zu vorgeben(1): Dem Schachgegner etc. Vorgaben machen(L265 Daniel Sanders Erg.). Zu vorgeben(3.2) im 18. Jahrhundert
vorgeblich wie "angeblich".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: vorgeben