Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
voraus
mhd. voruz, anfangs ›zuvor aus einer Anzahl von Gegenständen heraus‹;1 räumlich: vorausgehen, vorauseilen, er ist seiner Zeit voraus; volle Kraft voraus (L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache);
2 zeitlich: vorausbestellen, vorausbestimmen, vorausbezahlen, "voraussagen", voraussehen (dazu voraussichtlich L033 Joachim Heinrich Campe), vorauswissen u. a., vier Tage voraus; mit besonderer Bedeutungsentwicklung: vorausschickenvorher, bevor man zu etwas anderem übergeht, angeben, berichten‹ (18. Jahrhundert, Lessing); voraussetzeneine Annahme als Vorbedingung, als Grundlage für etwas anderes machen‹ (L169 Matthias Kramer 1702), vorausgesetzt, daß usw.; dazu Voraussetzung (L169 Matthias Kramer 1702);
3 zur Bezeichnung eines Vorzugs war es in der älteren Sprache am gewöhnlichsten, jetzt nur noch in etwas vor jmdm. voraus haben, jmdm. etwas voraus geben (beim Spiel). Substantiviert
Voraus spätmhd. ›Anteil, den jmd. im voraus erhält‹, jetzt nur noch in juristischer Fachsprache: der dem überlebenden Ehegatten gebührende Voraus (BGB §2311); dazu im voraus, seltener zum voraus, gewöhnlich mit Zurückziehung des Akzents auf die erste Silbe, meist auf die Zeit bezogen, selten eine Bevorzugung ausdrückend, Dankbarkeit ist das, was ihr zum Voraus abschaffen müßt (Goethe), dem jetzigen Gebrauch entspricht auch nicht dieser Ausdruck setzet zum Voraus (Lessing); umgekehrt würden wir jetzt in einer Wendung wie daß ich nicht voraus überzeugt sein sollte (Schiller) statt des einfachen voraus die Verbindung im voraus setzen.
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Ansicht: voraus