Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
visitieren
(mhd. ) < lat. visitare(zu lat. videre ›sehen, erkennen‹); ›prüfen, kontrollierend besichtigen‹, ursprünglich ⇓ "S110" kirchensprachlich auf Klöster bezogen, dann auch allgemeiner institutionell ›inspizieren‹: die Pikets und Feldwachen zu visitiren (1734; L081 FWb) bzw. (scherzhaft) ›genau durchsuchen‹: die Speisskammer zu visitieren (1614; L081 FWb);Visitation (mhd. )
1 ursprünglich (heute veraltend) kirchlich ›Beaufsichtigung der Ordensdisziplin‹, dann auch allgemeiner institutionell ›Inspektion, kontrollierende Besichtigung‹; seit etwa 1650
2Durchsuchung‹, zumeist militärisch bzw. polizeilich, dazu Leibesvisitation;
Visite (1589; L081 FWb) < gleichbedeutend franz. visite, ursprünglich in der Form Visita, seit etwa 1700 Visite; zunächst speziell
1ärztlicher Krankenbesuch‹, seit dem 19. Jahrhundert besonders auf die regelmäßigen Arztbesuche in Krankenhäusern bezogen, auch als Personalkollektivum;
2(Höflichkeits-)Besuch‹ (1633; L081 FWb): vissitten entpfangen undt ablegen ist in meinem sin eine langweillige sach (1722; L059 DWb);
Visitenkarte (1780) nach engl. visiting-card, franz. carte (de visite); ›Karte mit Name und Adresse, die bei Besuchen, Treffen überreicht wird‹: auch leg ich einige Visitenkarten… bei (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 20.1.87) (L360 ZDW8,99); heute auch übertragen ›Empfehlung‹: Die Art… beim Essen ist eine Visitenkarte für die Erziehung (1934; L081 FWb).
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