Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Vieh
ahd. fihu, mhd. vihe, indogermanisch (lat. pecu[s]). Zunächst1 kollektiv ›dem Nutzen des Menschen dienende gezähmte Tiere‹;
2 auf ein einzelnes Tier bezogen Gegensatz zu "Mensch", daher auch ⇓ "S191" Schimpfwort z. B. für einen rohen Menschen. Vielfach in milderer Bedeutung in der Umgangssprache zuweilen die mundartliche Form Viech, Plural Viecher: »Mensch, Sie sind das größte Viech, das ich je gesehen habe!« grunzte der Major (A065 Franz Fühmann, Kapitulation 27). Hierzu stellt sich auch viehischroh, brutal‹ (mhd. vihisch). In alter Zeit war Vieh das wichtigste Tauschmittel anstelle des Geldes, daher die abweichende Bedeutung von entsprechend engl. fee (vgl. lat. pecunia). In Zusammensetzungen bezeichnete Vieh-(Viech-, Viechs-) etwas Grobes oder Unangenehmes, z. B. Vieharbeit, Viehkälte, Viehkerl, oder eine Steigerung: Viechswut, Viechsgeld, Viechsdummheit, Viechsnatur, Viechskraft; da Nutztiere den Erfahrungsbereich des Menschen jetzt weniger berühren, ist Vieh in diesem Sinn kaum noch üblich (vgl. die Zusammensetzungen im L337 WdG, L097 GWb).
Viecherei
1Gemeinheit‹ (1876; L177 Heinz Küpper);
2Strapaze‹ (L337 WdG, wohl älter).
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