Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verzehren
ahd. ferzeran, mhd. verzer(e)nzerteilen, zerreißen, vernichten, zerstören‹ (↑ "zehren");1allmählich restlos verbrauchen, aufessen‹ (mhd. , noch frühnhd. selten; L059 DWb), daran anschließend ›in der Gaststätte, im Restaurant o.ä. konsumieren‹ (frühnhd.; ebenda): wenn sie jährlich… ihre eyerkuchen… so andächtich verzehren(Prätorius; ebenda), was haben wir verzehrt, Herr Wirt? (L169 Matthias Kramer s. v. zehren). Oft von Geld oder Geldeswert: das volk kan freundlich thun, so lang' es wird beschenkt, / ist dan dein gut verzehrt, so wünscht es dich erhenkt(Grob; ebenda), früher für jede Ausgabe schlechthin (daher Gegensatz "verdienen", "erwerben", "gewinnen"), heute (veraltend) »nur noch dann, wenn sich damit die vorstellung der kosten des lebensunterhaltes, besonders des aufwandes für nahrung verbinden läszt« (L059 DWb);
2 übertragen auf die Kräfte, die Arbeit des Menschen, auch ›ausbeuten, ausnutzen‹: dasz… der mächtigere den schwächeren drücke und verzehre, ist eine traurige bemerkung der naturgeschichte (Herder; L059 DWb), ›verschleißen, durch Abnutzung aufbrauchen‹: seine Kräfte verzehren (L169 Matthias Kramer), ein langer krieg hatte die kräfte der österreichischen monarchie verzehrt (Schiller; L059 DWb);
3 in Verbindung mit Feuer, Flamme seit Luther (ebenda): verzehrend feuer donnre der himmel auf sie herab (Lessing; L059 DWb), übertragen (seit 1642) in ihren augen brannte ein feuer, das den leib verzehrte (Storm; ebenda), reflexiv sich in Sehnsucht nach jmdm. verzehren, häufig auch im Partizip Präsens mit der sehnsucht verzehrendem feuer(B. v.Arnim; ebenda); schließlich dient verzehren allgemein der Intensivierung: seine verzehrende wut (Bodmer; L059 DWb), eine verzehrende neugier (Goethe; ebenda).
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