Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verwerfen
ahd. firwerfan, mhd. verwerfen;1 (ahd. )›fehlgebären, zu früh werfen‹, selten auch von Menschen;
2durcheinanderwerfen‹: Lettern verwerfen; im 18. Jahrhundert übertragen, z. B. auf die Wortfolge bezogen: das Deutsche wird er verwerfen und verkoppeln (Herder), sein Text scheint sehr verworfen(Herder), Wort- und Tonverwerfungen unserer Gassenlieder und Meistersängereien (Herder); auch ähnlich 1"verlegen"(2): daß sie den Schlüssel zu einem Zimmer verworfen habe (Hermes);
2.1sich verziehen‹ auf Holz bezogen (18. Jahrhundert);
2.2 im Bergbau und in der Geologie ›sich gegeneinander verschieben‹ (von Gesteinsschichten) (1571; L059 DWb);
3als unnütz beiseite werfen‹: ein Werkzeug, welches unnütz und gefährlich erscheinend, sogleich zu verwerfen ist (Goethe), Der Stein den die Bawleute verwerffen / Ist zum Eckstein worden (A180 Martin Luther, Psalm 118,22); daher übertragen einen Vorschlag, einen Plan, eine Ansicht verwerfen, auch ⇓ "S181" rechtssprachlich eine Klage verwerfenablehnen‹ (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing);
4 frühneuhochdeutsch auch ›heftig werfen, schleudern‹, und hast ihre Verfolger in die Tiefe verworfen, wie Steine in mächtigen Wassern(Luther), da der Drache sahe, daß er verworfen war auf die Erde(Luther);
5 sich verwerfenfalsch werfen‹ (beim Spiel), was stichst du da gleich, wenn ich mich verwerfe (O.Ludwig); sich beim kegeln verwerfen (L109 Moriz Heyne). Zu verwerfen(2.2) das Partizip Perfekt
verworfen (ahd. ) ›ausgestoßenGnade jedem Sünder… du allein bist verworfen (A222 Friedrich Schiller, Räuber 5,1); moralisch gedeutet ›lasterhaft, verkommen‹ (mhd. ; heute gehoben) verworfene gesinnung, seele(L109 Moriz Heyne), Er ist ein verworfener Mensch, ein verworfener, ein verworfener (Th.A183 Thomas Mann; Buddenbrooks, 1,664) auch substantivisch so stirb, Verworfene (A210 Wilhelm Raabe 1,3,82); abgeleitet
verwerflich (1664; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: verwerfen