Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verwahrlosen
mhd. verwarlosenzum mittelhochdeutschen Adjektiv warlos u. a. ›nicht beachtet, nicht wahrgenommen‹ (zu ahd. waraBeobachtung, Aufmerksamkeit‹, ↑ "wahren"); zunächst1.1 transitiv ›nicht die notwendige Sorge für eine Sache aufbringen‹, auch von Gott: ach, wie hat gott / die arme creatur so ganz verwahrlost (Tieck; L059 DWb) und der Natur: bin ich denn etwa verwahrlost von der natur(H.R.C.Laube; ebenda); auch reflexiv das sich niemand selbs verwarlose(Luther; ebenda) und mit sächlichem Objekt: den dienst verwahrlosen (Agricola; ebenda); auch
1.2schädigen, verderben‹ (»ohne.. vorstellung der nachlässigkeit«, L059 DWb) ihr habt euch die knie verwarloset (Ch.Weise; ebenda); dasz der vertrauliche umgang eines alchymisten jmdn. sehr verwahrlosen mag (Hamann; ebenda); seit dem 16. Jahrhundert (Sachs)
2 in dem heute üblichen intransitiven Gebrauch indessen verwahrloste das arme kind (Anzengruber; ebenda), auch mit sächlichem Subjekt der Garten verwahrloste (L337 WdG); der Gebrauch als Partizipialadjektiv ›verkommen, vernachlässigt‹, von Menschen, v. a. Kindern und Sachen: wo ist… eins [ein Theater] so verwahrlost als das unsere(Goethe; L059 DWb);
Verwahrlosung (Anfang des 16. Jahrhunderts; W.L244 Wolfgang Pfeifer, auch bei L284 Justus Georg Schottelius 1,392), folgt den Bedeutungen des Verbs Gleichzeitig gingen ihm seltsame Mißgeschicke und Unfälle von der Hand, durch die sich Schmutz und Verwahrlosung beschleunigt in seiner Wohnung verbreiteten (B.Strauß, Widmung, 1977/ 1984,71).
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