Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
vertrauen
spätahd. firtru(w)en, mhd. vertruwen, vertriuwen;1 intransitiv ›sich verlassen auf, jmdm. Glauben schenken‹ Es ist gut auf den stern vertrawen / Vnd nicht sich verlassen auff Menschen (A180 Martin Luther, Psalm 118,8); veraltet mit abhängigem Satz: Ich vertrawe aber in dem Herrn / das auch ich selbs schier komen werde (A180 Martin Luther, Philipper 2,24), ich vertraue zu deinem Edelmut, daß du ihnen hierin eher beförderlich sein als im Wege stehen wirst(Wieland);
2 transitiv ›jmdm etwas anbefehlen, mitteilen‹, auch reflexiv Auch mein Freund / dem ich mich vertrawet… trit mich vnter die füsse (A180 Martin Luther, Psalm 41,10); Du hast nur Allgemeines mir vertraut, / Ich kann dir nur das Allgemeine rathen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Natürliche Tochter 2727f.); dafür heute "anvertrauen"; seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts er vertraute mir ein Geheimnis, sie vertraute mir, daß sie zur Reise entschlossen sei;
3 ›zur Ehe geloben‹: Vertrawet er sie aber seinem Son, so sol er Tochterrecht an jr thun(A180 Martin Luther, 2.Mose 21,9); Auff das er sich schetzen liesse mit Maria seinem vertraweten Weibe ›Ehefrau‹ (A180 Martin Luther, Lukas 2,5), kaum ist Hagar dem Hausherrn vertraut(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 26,210,16); veraltet, wie auch ›kirchlich trauen‹;
4 reflexiv ›sich vertraut machen mit‹, vereinzelt: wir vertrauten uns immer näher mit den Gesinnungen und Denkweisen (Goethe); mit dem sich meine Seele so ganz vertraut,… so ganz sympathisiert (Schiller); das Partizip Perfekt
vertraut adjektivisch ›eng verbunden‹, v. a. von Menschen untereinander, vertrawter freund (1618; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), vertraute freunde heiszen solche, die vertraulich mit einander umgehen (Gottsched; L059 DWb), aber auch darüber hinaus: dem leiden war er, war dem tod vertraut (Goethe; L059 DWb); vertraute klänge einer sprache (L109 Moriz Heyne); dazu der substantivierte Infinitiv
Vertrauen »seit ausgang des mhd. « (L059 DWb);
1 ⇓ "S075" ›Zuversicht, Glaube an jmds. Zuverlässigkeit‹, mit abhängigem Satz: so habe ich persönlich das vertrauen, dasz… (Moltke; ebenda), auch mit Genitiv mangel an vertrauen des monarchen zu seinen ministern (Bismarck; L059 DWb), Vertrauen haben zu jmdm. (L169 Matthias Kramer), Vertrauen setzen in jmdn. (seit Brant; L059 DWb), auch auf jmdn. ;
2 auch im Sinne von franz. crédit, schon bei L169 Matthias Kramer: Vertrauen (Credit) auf der Börse, auch in weiterer Bedeutung das öffentliche vertrauen (19. Jahrhundert; L059 DWb);
3 redensartlich im Vertrauen (L004 Johann Christoph Adelung) ›zur Verschwiegenheit verpflichtend‹ pst, Herr Adrast! ein Wort im Vertrauen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Freigeist 1,4);
vertraulich (1586; L059 DWb); zuweilen
1 wie vertraut: vertrauliche Bande gelöst (Goethe, Brief Ende November 1813); gewöhnlich
2.1 ›eng freundschaftlich‹ mit unterschiedlichem Grad der Intensität so werd' ich ihn dürffen vertreulich [dies die ältere Lautform] umfassen (Silesius; L059 DWb), auch adverbial: ihr fingt soeben an, vertraulicher / mit ihm zu sprechen (Lessing; ebenda), auch auf »Dinge« bezogen: so vertraulich ist die nacht(Eichendorff; ebenda);
2.2 ›geheim, außerhalb der Öffentlichkeit‹, adverbial es wardt graf G. W. vertrauenlich zu wissen gethan (Zimmerische Chronik; L059 DWb), er hat mir vertraulich geschrieben (L305 Christoph Ernst Steinbach); formelhaft streng vertraulich! (auf Akten);
Vertrauter (Anfang des 16. Jahrhunderts; L059 DWb) die person eines rathgebers und vertrauten (Wieland; L059 DWb), auch ›Mitwisser‹ der furchtbare vertraute meiner schuld (Schiller; ebenda); dazu Vertraute Fem. , seltener ⇓ "S140" Vertrautin (Ende des 17. Jahrhunderts; L059 DWb), auch ›Freundin‹ ein Paar Vertrautinnen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 2.5.55), veraltet.
2 transitiv ›jmdm etwas anbefehlen, mitteilen‹, auch reflexiv Auch mein Freund / dem ich mich vertrawet… trit mich vnter die füsse (A180 Martin Luther, Psalm 41,10); Du hast nur Allgemeines mir vertraut, / Ich kann dir nur das Allgemeine rathen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Natürliche Tochter 2727f.); dafür heute "anvertrauen"; seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts er vertraute mir ein Geheimnis, sie vertraute mir, daß sie zur Reise entschlossen sei;
3 ›zur Ehe geloben‹: Vertrawet er sie aber seinem Son, so sol er Tochterrecht an jr thun(A180 Martin Luther, 2.Mose 21,9); Auff das er sich schetzen liesse mit Maria seinem vertraweten Weibe ›Ehefrau‹ (A180 Martin Luther, Lukas 2,5), kaum ist Hagar dem Hausherrn vertraut(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 26,210,16); veraltet, wie auch ›kirchlich trauen‹;
4 reflexiv ›sich vertraut machen mit‹, vereinzelt: wir vertrauten uns immer näher mit den Gesinnungen und Denkweisen (Goethe); mit dem sich meine Seele so ganz vertraut,… so ganz sympathisiert (Schiller); das Partizip Perfekt
vertraut adjektivisch ›eng verbunden‹, v. a. von Menschen untereinander, vertrawter freund (1618; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), vertraute freunde heiszen solche, die vertraulich mit einander umgehen (Gottsched; L059 DWb), aber auch darüber hinaus: dem leiden war er, war dem tod vertraut (Goethe; L059 DWb); vertraute klänge einer sprache (L109 Moriz Heyne); dazu der substantivierte Infinitiv
Vertrauen »seit ausgang des mhd. « (L059 DWb);
1 ⇓ "S075" ›Zuversicht, Glaube an jmds. Zuverlässigkeit‹, mit abhängigem Satz: so habe ich persönlich das vertrauen, dasz… (Moltke; ebenda), auch mit Genitiv mangel an vertrauen des monarchen zu seinen ministern (Bismarck; L059 DWb), Vertrauen haben zu jmdm. (L169 Matthias Kramer), Vertrauen setzen in jmdn. (seit Brant; L059 DWb), auch auf jmdn. ;
2 auch im Sinne von franz. crédit, schon bei L169 Matthias Kramer: Vertrauen (Credit) auf der Börse, auch in weiterer Bedeutung das öffentliche vertrauen (19. Jahrhundert; L059 DWb);
3 redensartlich im Vertrauen (L004 Johann Christoph Adelung) ›zur Verschwiegenheit verpflichtend‹ pst, Herr Adrast! ein Wort im Vertrauen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Freigeist 1,4);
vertraulich (1586; L059 DWb); zuweilen
1 wie vertraut: vertrauliche Bande gelöst (Goethe, Brief Ende November 1813); gewöhnlich
2.1 ›eng freundschaftlich‹ mit unterschiedlichem Grad der Intensität so werd' ich ihn dürffen vertreulich [dies die ältere Lautform] umfassen (Silesius; L059 DWb), auch adverbial: ihr fingt soeben an, vertraulicher / mit ihm zu sprechen (Lessing; ebenda), auch auf »Dinge« bezogen: so vertraulich ist die nacht(Eichendorff; ebenda);
2.2 ›geheim, außerhalb der Öffentlichkeit‹, adverbial es wardt graf G. W. vertrauenlich zu wissen gethan (Zimmerische Chronik; L059 DWb), er hat mir vertraulich geschrieben (L305 Christoph Ernst Steinbach); formelhaft streng vertraulich! (auf Akten);
Vertrauter (Anfang des 16. Jahrhunderts; L059 DWb) die person eines rathgebers und vertrauten (Wieland; L059 DWb), auch ›Mitwisser‹ der furchtbare vertraute meiner schuld (Schiller; ebenda); dazu Vertraute Fem. , seltener ⇓ "S140" Vertrautin (Ende des 17. Jahrhunderts; L059 DWb), auch ›Freundin‹ ein Paar Vertrautinnen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 2.5.55), veraltet.