Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
versöhnen
ahd. firsuonen, mhd. versüenen, versuonen. Ableitung von "sühnen" (der Wandel von üe zu ö [vor n] oberdeutsch im 14. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer), im Gegensatz zu diesem jedoch auf subjektive Bereiche verlagert1eine Schuld abbüßen‹; veraltet mit unpersönlichen Objekten, mit entsprechendem Akkusativ wie sühnen: tropfenweis erpreßt, versöhne sein schwarzes Blut die ungeheure Tat (Wieland), der alte unversöhnte Haß(Schiller), bald wird mit Sieg und mit Gebete / die Schuld der Christenheit versöhnt (Novalis). In diesem Sinn auch versühnen: die schwere Schuld muß ich sogleich versühnen (Tieck), was dort die Ruine spricht, kann er nimmer doch versühnen (Lenau); Erst müssen wir in Fassung uns versühnenSühne leisten‹ (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,5051);
2Frieden schließen, veranlassen, sich zu vertragen‹, die erzörnte Gemüter versönen (L169 Matthias Kramer); dafür auch versühnen, häufig in der älteren Ausgabe der Bibel, ein Erzürnten oder Zornigen versünen unnd begütigen (L200 Josua Maaler), wo Jesus Christus uns versühnt(Hölty); jünger (vgl. L320 Trübner) abgeschwächt
3nicht mehr hadern, sich nicht mehr ärgern‹: das versöhnt mich mit meinem Schicksal, Laura versöhnte sich mit dem Gedanken, Gevatterin des Doktors zu werden (Freytag; L320 Trübner); ebenfalls jung absolut: Die ehrlichste Mühe geben sie sich. Das allein versöhnt doch (1900 G.Hauptmann; L320 Trübner).
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