Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
versichern
(mhd. )1 objektiv ›sicherstellen‹ (mhd. ; L059 DWb): hinter ihm lag das große Tocat und versicherte seinen Rücken (Haller), durch diesen Weg versicherten sich die alten Künstler von Fehlgüssen (Winckelmann), ihren Völkern die Vorteile des Friedens versichern (Wieland), nur Euer Tod versichert ihren Thron(Schiller), Das Abzeichen sei ein Bekenntnis und die Verfassung der Republik versichere die Freiheit des Bekenntnisses (A142 Uwe Johnson, Babendererde 142), dafür jetzt einfaches "sichern". Dagegen noch üblich sich eines Gegenstandes, besonders sich einer Person, der Freundschaft versichern. Ferner ein Haus (gegen Feuergefahr), ein Feld (gegen Hagelschlag), ein Schiff, sein Leben versichern (L169 Matthias Kramer 1700/ 02); dafür seit 1600 assekurieren (L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache), zunächst von Schiffen, seit 1676 (ebenda) auch versichern;
2"S210" subjektiv jmdn. versichernjmdn. von etwas überzeugen‹ (Grimmelshausen; L059 DWb) mit liebender Nähe versichre mein Herz (Schiller), ich versichere dich, ich heulte wie ein Kettenhund (Th.Mann; L097 GWb); die Konstruktion mit dem Akkusativ der Person jetzt veraltet, dafür die schon mittelhochdeutsch bezeugte Konstruktion mit dem Dativ der Person und dem Akkusativ der Sache; häufig früher auch versichert sein, der Mann, der versichert ist von dem Messiasdurch den Messias‹ (Luther), mit solchen Gehilfen war der Kalender des Erfolges seiner Anschläge versichert (Wieland); jetzt nur noch im Imperativ und im Infinitiv: sei versichert, daß ich es recht gut mit dir meinen muß (Lessing), du kannst dessen versichert sein; veraltet mit Akkusativ aus Genitiv umgedeutet: von meinen Lesern bin ich es nicht ganz versichert (Schiller). Veraltet auch das Partizip versichert adverbial ›sicherlich‹: denn versichert, mein Geheimnis kann Euch gar nichts nutzen (Lessing), versichert! Sie irren sich (Schiller). Gewöhnlich bezieht versichern sich auf mündliche Äußerung, auch dann früher zunächst mit dem Akkusativ der Person und Genitiv der Sache, Eduard versicherte seine Gattin der lebhaftesten Dankbarkeit(Goethe); statt des Genitivs zuweilen von: ich habe ihn schon öffentlich von dem Gegenteil versichern lassen (Lessing), stattdessen auch zumit Infinitiv oder ein daß-Satz: zuverlässige Freunde versichern mich, es gesehen zu haben (Goethe), wenn ich dich versichere, daß ich sie immer für die einzige Frau in der Welt gehalten (Lessing); zuweilen auch ein doppelter Akkusativ, der zweite zunächst aus dem Genitiv umgedeutet: daß du mich es versicherst (Goethe), das versichere ich Sie (Garve). Doch steht jetzt (s. oben) in dem gleichen Sinn der Dativ der Person und der Akkusativ der Sache bzw. ein abhängiger Satz: Fiel Troja? Teurer Mann, versichr' es mir (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 844), Fräulein Adele Schopenhauer… versichert mir… daß… (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 5.10.15).
Versicherung spätmhd.; zunächst
1.1Sicherheit, Sicherstellung‹, versicherung treffen (16. Jahrhundert; L320 Trübner), auch ›BürgschaftWer gibt mir die Versicherung für Euch? (A222 Friedrich Schiller, Stuart 2,8); dagegen im 20. Jahrhundert v. a.
1.2 »Versprechen, bestimmte Erklärung« (L320 Trübner), eidesstattliche Versicherung, auch formelhaft Versicherung meiner Hochachtung gehoben veraltet;
2 »im Wirtschaftsleben« seit dem 19. Jahrhundert (1833; L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache) für Assekuranz, zuvor (1676; ebenda) Versicherungs Compagnie, dafür dann Versicherungsgesellschaft.
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