Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
versetzen
(ahd. )1als Pfand setzen‹ (mhd. fürsazPfand‹). Jetzt ungewöhnlich mit persönlichem Objekt: vergiß nicht der Wohltat deines Bürgen, denn er hat sich selbst für dich versetzt (A180 Martin Luther, Sirach 29,20); »eine neue übertragung« anfangs berlinisch
einen versetzenirgendwo sitzen lassen, zu einer Verabredung nicht kommen‹ (L254 Der richtige Berliner);
2an einen anderen Platz setzen‹: einen Baum, Berge [biblisch 1.Korinther 13,2] versetzen; einen Beamten, einen Schüler in eine andere Klasse versetzen, Buchstaben, Silben, Worte versetzen (»in der Grammatik und als Unterhaltungsspiel« L109 Moriz Heyne); dahin den Krieg zu versetzen(Schiller); man fühlt sich in eine andere Stadt, in eine andere Zeit versetzt, versetzt sich in jmds. Lage; jmdn. / sich in einen gewissen Zustand, in gute Laune versetzen.Früher auch mit der Vorstellung ›an eine falsche Stelle setzen‹: ein Buch versetzen wie "verstellen"; ein Glied, ein Mauerwerk versetzt sichkommt aus seiner richtigen Lage‹;
3"S073" jmdm. einen Schlag, Hieb versetzen, auch eins versetzen (gleichbedeutend umgangssprachlich ↑ "verpassen"[2]); ungewöhnlich jmdm. eine Wunde versetzen(Schiller); daß ich dem Kater gar manche Tücke versetzte(Goethe);
4 daran könnte sich anschließen seit um 1600 ›erwidern‹ bei mündlicher Rede (häufig z. B. bei Goethe, Reineke Fuchs), doch kann es auch aus der früher üblichen Verwendung ›parieren‹ (beim Fechten) abgeleitet sein. Ungewöhnlich gebraucht es Jean Paul auch für schriftliche Antworten: auf einige stellen deines briefes etwas versetzen (L059 DWb);
5 Kupfer mit Zinn, Salpetersäure mit Wasser versetzenähnlich wie "durchsetzen"; übertragen: das Gestein, mit wildem Gebüsche versetzt (Wieland); sein Wesen ist mit jener alten biederen Deutschheit versetzt (Tieck);
6 veraltet ›(durch etwas Dazwischengesetztes) versperren‹: eine Tür mit einer Schranke, eine Öffnung mit Fässern versetzen (L004 Johann Christoph Adelung); die im Magen versetzten Winde (L004 Johann Christoph Adelung); eine neue Gemütsbewegung versetzte ihm den Atem (Goethe); das unbändige Schlagen meines Herzens versetzt mir die Luft (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Clavigo 4,2); das Vergnügen versetzt mir die Stimme (Goethe); in diesen letzten Fällen jetzt "verschlagen". ↑ "Versatz".
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