Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
vernehmen
(ahd. ) früher1gewahr werden‹, ich sehe Licht und Klarheit, wo du nur Finsternis vernimmst (Klinger); ich vernehme die kühlen Winde(derselbe); jetzt
2 auf Gewahrwerden durch das Ohr beschränkt, aber auch auf das bezogen, was man indirekt dadurch erfährt: vernimm die Kunde, sein Schicksal; wir vernahmen, daß er schon abgereist war. Häufig sich vernehmen lassenäußern‹; daneben
2.1 im gerichtlichen Sinn wie "verhören": ich glaube, wir werden vernommen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Minna 2,2);
2.2 sich mit jmdm. vernehmensich mit jmdm. verständigen‹: damit man sich schließlich darüber vernehmen könne (Goethe, Briefe); daß sich die beiden Herrn… über diese Angelegenheit vernehmen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 8.10.88); frühneuhochdeutsch auch in mehr geistigem Sinn
2.3verstehen, merken‹, lasset uns ihre Sprache verwirren, daß keiner des andern Sprache vernehme (A180 Martin Luther, 1.Mose 11,7); Jesus vernahm ihre Gedanken (Luther); da vernahm Noah [merkte es an dem Ölblatt, das die Taube trug], daß das Gewässer gefallen wäre(Luther); noch bei Goethe: vernimmst du mich, mein Freund, so sollst du nie die traurige Erfahrung wiederholen; zu (2.3 )↑ "Vernunft"; nicht allgemein üblich
2.4 sich nicht aus etwas vernehmen könnensich nicht darin zurechtfinden, nicht klug daraus werden können‹.
Vernehmen (frühnhd.; L059 DWb); zu vernehmen(2) dem Vernehmen nach; zu vernehmen(2.2) mit jmdm. in Vernehmen stehen, sich mit jmdm. in Vernehmen setzen, gutes Vernehmen; zwei Verehrer in gutem Vernehmen miteinander (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,59,14); häufiger Einvernehmen; ↑ "Benehmen";
VernehmungVerhör‹ (1688; L059 DWb) zu (2.1).
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