Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
vermögen
(ahd. ) hat die ältere Bedeutung von ↑ "mögen" bewahrt. Es ist in allgemeinem Gebrauch mit zuund Infinitiv, ferner mit Objekten allgemeiner Art wie es, etwas, nichts, viel, wenig, alles; was vermag er?, veraltet etwas über jmdn. vermögen. Frühneuhochdeutsch und noch mundartlich (schweizerisch) mit Akkusativ ›aufbringen können‹: so soll er dem Herrn bringen eine Schaf- oder Ziegenmutter zum Sündopfer… Vermag er aber nicht ein Schaf, so bringe er dem Herrn zwo Turteltauben (Luther); wenn man nicht Mägde vermag(Gotthelf). Ungewöhnlich ist eine Verbindung wie was einen Laut vermag ›hervorzubringen vermag‹ (Wieland). Frühneuhochdeutsch auch jmdn. vermögen ›bezwingen können‹; noch jetzt jmdn. zu etwas vermögen ›zu einer Handlung bringen‹: Diese Gewißheit allein vermochte mich letzthin, mein Bleiben im Haus zu verlängern (A243 Carl Sternheim, Heldenleben 1,5); so früher auch übermögen: eine rätselhafte Frau hatte ihn übermocht, zu beschwören, was er nicht bezweifelte (C.F.Meyer); bei Luther er wollte den König dahin vermögen; Eduarden dahin zu vermögen, daß keine weiteren Schritte geschähen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,381,13). Im 18. Jahrhundert ist die Umschreibung vermögend sein ziemlich beliebt: am wenigsten sind sie vermögend, ihrem Originale nachzudenken(Lessing); den Beding, den nichts zu widerrufen vermögend ist (Wieland); welche… die Innigkeit… auszudrücken nicht vermögend sein würden (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 27.9.25). Das Partizip Präsensvermögend adjektivisch: in vermögender [›kräftiger‹] Jugend (Goethe); ein viel vermögender [›einflußreicher‹] Mann; jetzt gewöhnlich im Anschluß an den oben erwähnten Gebrauch von vermögen mit Akkusativ ›wohlhabend, begütert‹;
Vermögen (mhd. ); ⇓ "S093" entweder im Anschluß an die gewöhnliche Bedeutung des Verbs, nach Vermögen, über Vermögen, Wahrnehmungsvermögen, Unterscheidungsvermögen, Gegensatz Unvermögen (mhd. ); oder im Anschluß an vermögen mit Akkusativ ›gesamter Besitz‹;
vermöge ist eigentlich ein Substantiv (vgl. mittelniederdt. vormoge), das aber schon frühneuhochdeutsch selten ist außer in der Verbindung nach Vermöge mit Genitiv, wofür dann bloßes vermöge ›kraft, auf Grund‹ (16. Jahrhundert) eingetreten ist. ↑ 2"laut" und L012 Otto Behaghel, Syntax 2,31.
(ahd. ) hat die ältere Bedeutung von ↑ "mögen" bewahrt. Es ist in allgemeinem Gebrauch mit zuund Infinitiv, ferner mit Objekten allgemeiner Art wie es, etwas, nichts, viel, wenig, alles; was vermag er?, veraltet etwas über jmdn. vermögen. Frühneuhochdeutsch und noch mundartlich (schweizerisch) mit Akkusativ ›aufbringen können‹: so soll er dem Herrn bringen eine Schaf- oder Ziegenmutter zum Sündopfer… Vermag er aber nicht ein Schaf, so bringe er dem Herrn zwo Turteltauben (Luther); wenn man nicht Mägde vermag(Gotthelf). Ungewöhnlich ist eine Verbindung wie was einen Laut vermag ›hervorzubringen vermag‹ (Wieland). Frühneuhochdeutsch auch jmdn. vermögen ›bezwingen können‹; noch jetzt jmdn. zu etwas vermögen ›zu einer Handlung bringen‹: Diese Gewißheit allein vermochte mich letzthin, mein Bleiben im Haus zu verlängern (A243 Carl Sternheim, Heldenleben 1,5); so früher auch übermögen: eine rätselhafte Frau hatte ihn übermocht, zu beschwören, was er nicht bezweifelte (C.F.Meyer); bei Luther er wollte den König dahin vermögen; Eduarden dahin zu vermögen, daß keine weiteren Schritte geschähen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,381,13). Im 18. Jahrhundert ist die Umschreibung vermögend sein ziemlich beliebt: am wenigsten sind sie vermögend, ihrem Originale nachzudenken(Lessing); den Beding, den nichts zu widerrufen vermögend ist (Wieland); welche… die Innigkeit… auszudrücken nicht vermögend sein würden (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 27.9.25). Das Partizip Präsensvermögend adjektivisch: in vermögender [›kräftiger‹] Jugend (Goethe); ein viel vermögender [›einflußreicher‹] Mann; jetzt gewöhnlich im Anschluß an den oben erwähnten Gebrauch von vermögen mit Akkusativ ›wohlhabend, begütert‹;
Vermögen (mhd. ); ⇓ "S093" entweder im Anschluß an die gewöhnliche Bedeutung des Verbs, nach Vermögen, über Vermögen, Wahrnehmungsvermögen, Unterscheidungsvermögen, Gegensatz Unvermögen (mhd. ); oder im Anschluß an vermögen mit Akkusativ ›gesamter Besitz‹;
vermöge ist eigentlich ein Substantiv (vgl. mittelniederdt. vormoge), das aber schon frühneuhochdeutsch selten ist außer in der Verbindung nach Vermöge mit Genitiv, wofür dann bloßes vermöge ›kraft, auf Grund‹ (16. Jahrhundert) eingetreten ist. ↑ 2"laut" und L012 Otto Behaghel, Syntax 2,31.