Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verlegen
1 (ahd. ferlegenverdecken‹)1anderswohin legen‹, nicht im konkreten Sinn: die Regierung wurde von Bonn nach Berlin verlegt, die Universität wurde von Landshut nach München verlegt. Auch einen Termin, einen Festtag verlegen;
2etwas an einen unrichtigen Ort legen, so daß man es nicht finden kann‹ (mhd. ): ich habe das Buch verlegt;
3 von einem Dichter: er verlegt den Schauplatz der Handlung nach Spanien;
4 sich auf etwas verlegensich einer Beschäftigung widmen‹;
5 etwas verlegen"S106"die Kosten für etwas tragen, etwas auf seine Rechnung nehmen‹, früher in allgemeinerem Sinn, daneben seit dem 16. Jahrhundert (L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache) im buchhändlerischen Sinn, seit Anfang des 19. Jahrhunderts ausschließlich; dazu Verleger (s. unten), ↑ "Verlag";
6 frühneuhochdeutsch und noch im 18. Jahrhundert steht bei ähnlicher Verwendung wie (5) die Person, der man etwas zukommen läßt, im Akkusativ, der also eigentlich von ver-abhängig ist: ich habe gute Freunde, welche mich mit gelehrten Anmerkungen verlegen (Rabener); weils ihm nicht an Materialien dazu gebrach, würde er die ganze Christenheit mit wundertätigen Zahnstochern verlegt haben (Musäus);
7 gleichfalls mit von ver-abhängigem Akkusativ: jmdm. den Weg, den Paß verlegen. Zu verlegen(5)
Verleger (15. Jahrhundert), anfangs allgemein ›wer auf seine Kosten etwas unternimmt, herstellt‹, noch A075 Johann Wolfgang von Goethe, Cellini 1,8 ein Verleger beim Tuchmacherhandwerk; seit Mitte des 17. Jahrhunderts auch speziell bezogen auf Herstellung und Vertrieb von Druckwerken; Ende des 19. Jahrhunderts (L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache) Bierverleger.
2 bei J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741 verlegen seyn in etwas, nil posse in aliqua re, fateri infirmitatem suam ›nichts können in einer Sache, seine Schwäche zu erkennen geben‹; ›verwirrt, verschüchtert, befangen‹, um eine Antwort verlegen (L003 Johann Christoph Adelung 1780); Vor andern fühl ich mich so klein; / Ich werde stets verlegen sein (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2059). Partizipialadjektiv zu ↑ "verliegen", doch ist die Herleitung der Bedeutung schwierig.
Verlegenheit (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741; mhd. ›Untätigkeit‹, L059 DWb); ⇓ "S075"befangene, verwirrte Verunsicherung‹, indem sie ihre Verlegenheit verbarg (Goethe, Werther); auch ›schwierige Lage‹, die kritiker… mußten… in die größten verlegenheiten gerathen (Heine; L059 DWb),
in (die) Verlegenheit kommenin die Lage geraten‹; speziell ›Geldnot‹, befreiung seines überschuldeten vaters von den bittersten verlegenheiten (Gutzkow; L059 DWb), finanzielle Verlegenheit, jmdm. aus der Verlegenheit helfen.
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